EndoPro® – „Pfad der raschen Genesung“
Beim EndoPro® – „Pfad der raschen Genesung“ handelt es sich um ein Programm für Patienten bei denen ein Hüft- oder Kniegelenkersatz durchgeführt wird mit dem Ziel, die Patientenversorgung vom ersten Kontakt bis zur Entlassung aus dem Krankenhaus so gesundheitsfördernd und dabei angenehm wie möglich zu gestalten. Dabei liegt der Fokus vor allem auf Ihnen als Patient und der Behandlungsqualität der Versorgung. Alle medizinischen Fachabteilungen stehen im engen Austausch miteinander und arbeiten nach standardisierten Protokollen und Abläufen die auf neusten medizinischen Kenntnissen beruhen. Die sogenannten „evidenzbasierten Behandlungskonzepte“ für eine rasche Genesung haben ihren Ursprung bereits in den 90er Jahren und sind mit vielen Studien belegt. [1], [2], [3] Die Idee dahinter ist, dass veränderte Behandlungsschritte in der Vorbereitung, in der Operation und in der stationären Nachbehandlung dazu führen, dass die Heilung und Genesung schneller einsetzt und dass Sie somit schneller wieder mobil und selbständig sind. Dies kann sich zudem positiv auf einen kürzeren Krankenhausaufenthalt auswirken, denn sobald Sie definierte Entlass Ziele nach der Operation erreichen, können Sie das Krankenhaus wieder verlassen.
Wesentliche Bestandteile des Programms
1. Ihre aktive Patientenrolle
Auch wenn eine Gelenkersatzoperation heute ein zigtausendfach durchgeführter und erfolgreicher Eingriff ist, werden Sie dennoch Unsicherheiten spüren, die Sie gegebenenfalls ängstlich und passiv machen. Genau hier setzt der Pfad der raschen Genesung an, um Ihnen Ihre Unsicherheiten zu nehmen und Sie zu bestärken, eine aktive Rolle bei Ihrer Genesung einzunehmen. Konkret bedeutet dies, dass Sie im Vorfeld intensiv vorbereitet und geschult werden (siehe Punkt 2. Patientenschule und Gangschule). Wenn Sie transparent wissen, was auf Sie zukommt, reduziert dies nachweislich Ihre Ängste. Beispielsweise können Sie so auf Ihre Beruhigungstablette vor der OP vielfach verzichten und sind dadurch nach der OP auch schneller wieder ansprechbar und klar. [4], [5] Sie können und sollen sich mit Übungen vorbereiten, damit Sie direkt nach der OP sofort vertrauensvoll mit Ihrem Physiotherapeuten zusammen arbeiten können. Denn je eher Sie sprichwörtlich wieder auf die Beine kommen, stabilisiert das Ihren Kreislauf und die Gefahr von Thrombosen sowie weiteren Komplikationen wird reduziert. [6] Je besser Sie sich vorbereiten und auch nach der OP aktiv mitwirken, umso schneller werden Sie in Ihre wiedergewonnene Selbständigkeit zurückfinden.
2. Patientenschule und Gangschule
Bereits vor dem Krankenhausaufenthalt werden Sie zu einer intensiven Schulung eingeladen, in der über alles rund um die Operation, das behandelnde Team und den Krankenhausaufenthalt informiert wird. Somit gehen Sie gut informiert in die Operation und kennen Ihre aktive Rolle für eine schnelle Genesung. Eine Gangschule vor der Operation hilft Ihnen dabei sich mit den Unterarmgehstützen vertraut zu machen damit Sie sich sicher fühlen wenn Sie einige Stunden nach der Operation die ersten Schritte mit dem neuen Gelenk zurücklegen.
3. Die Operation
Die Operations- und das Narkoseverfahren werden so gewählt, dass sie möglichst wenig Stress auf Ihren Körper ausüben. Minimalinvasive Verfahren und blutsparenden Maßnahmen bewirken, dass Sie vermutlich keine hinderlichen Drainagen und Schläuche an Ihrem Körper nach der OP haben müssen. [7] Sie sollten schmerzarm bis schmerzfrei sein und dennoch Ihr Bein spüren und belasten können. Das unterstützt Ihre frühe Bewegung nach der Operation.
4. Eine frühe Bewegung nach der Operation
Nach der Operation werden Sie schnellstmöglich die Bewegung mit Ihrem neuen Gelenk aufnehmen. Unter Berücksichtigung der individuellen Schmerzen werden Sie daher idealerweise am Operationstag oder spätestens einen Tag nach der Operation mit physiotherapeutischen Übungen beginnen. Das Ziel ist, dass Sie unterstützt selber schon am OP Tag Schritte gehen und ggfs. das Bad aufsuchen können. Das fördert Ihren Heilungsverlauf und verhindert Komplikationen.
5. Die Entlassung
Bereits vor dem Krankenhausaufenthalt wird die Entlassung gemeinsam mit Ihnen geplant und gut vorbereitet. Besonders bei der Entlassung direkt nach Hause muss Ihre häusliche Umgebung auf die aktuellen Bedürfnisse angepasst sein, damit Sie Sich sicher zu Hause bewegen können.
Der Vorteil für Sie als Patient
Patienten die nach evidenzbasierten Behandlungskonzepten wie z. B. „Pfad der raschen Genesung“ behandelt werden, erfahren eine schnelle Genesung mit ihrem neuen Gelenk und können rasch wieder selbständig am Leben teilnehmen. [8] Dabei übernehmen sie eine aktive Rolle und unterstützen somit den Genesungsprozess maßgeblich. Dies resultiert unter anderem in eine hohe Patientenzufriedenheit über die Versorgung mit dem neuen Gelenk.
Das Zertifikat EndoPro® – „Pfad der raschen Genesung“
Kliniken mit diesem Siegel haben ein 1,5 jähriges strukturiertes, extern durch B. Braun beratenes Projekt durchlaufen, um Ihre Prozesse nach dem mit wissenschaftlichen Studien belegten Konzept anzupassen. Im Klinikalltag nach Einführung wird die weitere Verbesserung der Prozesse und der Patientenversorgung regelmäßig durch Kennziffern überprüft und im funktionsübergreifenden Team optimiert.
[1] Galbraith AS, McGloughlin E, Cashman J. Enhanced recovery protocols in total joint arthroplasty: a review of the literature and their implementation. Ir J Med Sci 2017.
[2] Ljungqvist O, Scott M, Fearon KC. Enhanced Recovery After Surgery: A Review. JAMA Surg 2017; 152(3):292–8.
[3] Molko S, Combalia A. La cirugía de recuperación rápida en las artroplastias de rodilla y cadera. Una actualización. Rev Esp Cir Ortop Traumatol 2017; 61(2):130–8.
[4] Mijderwijk H, van Beek S, Klimek M, Duivenvoorden HJ, Grüne F, Stolker RJ. Lorazepam does not improve the quality of recovery in day-case surgery patients: a randomised placebo-controlled clinical trial. Eur J Anaesthesiol 2013; 30(12):743–51.
[5] Maurice-Szamburski A, Auquier P, Viarre-Oreal V, Cuvillon P, Carles M, Ripart J et al. Effect of sedative premedication on patient experience after general anesthesia: a randomized clinical trial. JAMA 2015; 313(9):916–25.
[6] Husted H, Otte KS, Kristensen BB, Ørsnes T, Wong C, Kehlet H. Low risk of thromboembolic complications after fast-track hip and knee arthroplasty. Acta Orthop 2010; 81(5):599–605.
[7] Husted H, Gromov K, Malchau H, Freiberg A, Gebuhr P, Troelsen A. Traditions and myths in hip and knee arthroplasty. Acta Orthop 2014; 85(6):548–55.
[8] Winther SB, Foss OA, Wik TS, Davis SP, Engdal M, Jessen V et al. 1-year follow-up of 920 hip and knee arthroplasty patients after implementing fast-track. Acta Orthop 2015; 86(1):78–85.