MRE
Multiresistente Erreger

 

Schützen Sie sich und Ihre Patienten

Die Entwicklung und Verbreitung multiresistenter Erreger (MRE) hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen und stellt ein weltweit schwerwiegendes Gesundheitsproblem dar.

 

Ursachen

Durch den vermehrten Einsatz von Antibiotika in Human- und Veterinärmedizin in den letzten Jahren sowie durch fehlerhafte Anwendung, insbesondere durch zu kurze Einnahmedauer, haben sich einige Bakterien genetisch verändert. Sie sind gegen fast alle der gängigen Antibiotika widerstandsfähig geworden, das heißt: sie sind multiresistent.

Ihre Verbreitung stellt eine der größten Herausforderungen für die moderne Medizin überhaupt dar. Dies betrifft nicht nur Methicillinresistente Staphylococcus aureus (MRSA). Deutliche Anstiege von Vancomycin-resistenten Enterokokken (VRE) und den Extended-Spectrum Beta-Lactamase produzierenden gramnegativen Erregern (ESBL) sind zu verzeichnen.

Die Übertragung von MRE von Mensch zu Mensch verläuft fast immer unbemerkt über Körperkontakte. Bei gesunden Menschen geht von dieser sogenannten Besiedelung meist kein Risiko aus. Auch ist eine solche Besiedelung häufig nur vorübergehend.

Risiken und Folgen

Multiresistente Erreger werden erst dann gefährlich, wenn sie über Wunden in den Körper eindringen und eine Infektion auslösen.

Ein hohes Risiko besteht für Patienten

  • nach einer Operation
  • mit akuten Hautverletzungen oder chronischen Wunden
  • mit Kathetern oder Versorgungszugängen für Infusionen und Sonden (evtl. Eintrittspforten für Keime)

Darüber hinaus haben alle, deren Immunsystem durch z. B. anhaltende oder wiederkehrende Erkrankungen angegriffen oder durch die Einnahme bestimmter Medikamente (Immunsuppressiva) geschwächt ist, ein erhöhtes Infektionsrisiko. Das gilt auch für Menschen, die sich dauerhaft oder wiederholt in einem Krankenhaus oder einer Pflegeeinrichtung aufhalten.

Risikofaktor Krankenhaus

Die größten Probleme durch multiresistente Erreger treten in Krankenhäusern, Pflege- und Altenheimen auf. Denn in diesen Einrichtungen werden viele der o.g. Risikopatienten versorgt und betreut. Zudem gibt es in Kliniken eine hohe Dichte an Keimen und damit eine besonders große Übertragungsgefahr. Eine Übertragung von MRE im Krankenhaus findet durch direkten Kontakt mit besiedelten oder erkrankten Patienten statt. Die Verbreitung erfolgt vorrangig über die Hände des medizinischen Personals.

Herausforderung Rettungsdienst

Im Rettungsdienst existieren im Wesentlichen die gleichen Infektionsübertragungsmöglichkeiten wie im Krankenhaus, jedoch sind die Bedingungen am Notfallort bzw. beim Transport des Patienten im Allgemeinen ungünstiger1,2.

  • I.d.R. unbekannter Kolonisations- bzw. Infektionsstatus der Patienten
  • Ständig wechselnde Einsatzorte mit potenziellen Kontaminationspunkten
  • Hoher Patienten-Durchlauf
  • Behandlung und Transport von Patienten mit erhöhter Anfälligkeit

Präventionsstrategien

Die wichtigste Maßnahme gegen eine Weiterverbreitung von MRE ist die strikte Einhaltung von Hygieneregeln, insbesondere der Händehygiene.

Basishygiene

Gemäß Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut sind folgende Maßnahmen der Basishygiene grundsätzlich bei jedem Patienten – unabhängig davon, ob eine Besiedlung oder Infektion bekannt ist oder nicht – anzuwenden4:

Händehygiene

Hygienische Händedesinfektion

  • vor und nach direktem Kontakt mit dem Patienten,
  • vor aseptischen Tätigkeiten,
  • nach Kontamination (Kontakt mit Blut, Sekreten oder Exkreten),
  • nach Kontakt mit der Patientenumgebung,
  • sowie nach Ablegen von Einmalhandschuhen.

Hinweis:
Geschädigte Hände können nicht mehr ausreichend desinfiziert werden, da sich Keime in den geschädigten Hautarealen einnisten und so für das Desinfektionsmittel nicht mehr zugänglich sind. Bereits kleinste Risse und Mikrotraumen sind für Erreger ausreichend, das Risiko der Infektionsübertragung steigt. Um dieses Risiko zu minimieren, sollte regelmäßig eine Hautpflege durchgeführt werden.

Persönliche Schutzausrüstung

Handschuhe
Nicht sterile Einmalhandschuhe werden zur Vermeidung der Kontamination der Hände des Personals verwendet, wenn direkter Kontakt mit Blut, Sekreten, Exkreten, Schleimhäuten, oder nicht intakter Haut zu erwarten ist. Hierzu gehört auch der Handkontakt zu Geräten, Instrumenten oder Oberflächen, die sichtbar oder wahrscheinlich mit bestimmten Krankheitserregern kontaminiert sind.

Hinweis:
Das Tragen von Einmalhandschuhen ersetzt nicht die Notwendigkeit zur Händedesinfektion! Nach Ablegen der Einmalhandschuhe ist stets eine Händedesinfektion erforderlich, da es durch Leckagen und beim Prozess des Ablegens der Handschuhe zur Kontamination der Hände kommen kann.

Schutzkittel und ggf. Schutz-Schürze
Patientenbezogene Schürzen oder Schutzkittel werden über und zusätzlich zur Bereichs‐/Arbeitskleidung getragen, wenn im Kontakt zu einem Patienten oder zu seiner unmittelbaren Umgebung eine Kontamination der Kleidung mit Infektionserregern wahrscheinlich ist.

Mund-Nasen-Schutz und Schutzbrille

  • Im Rahmen des Schutzes der Patienten kann ein Mund‐Nasen‐Schutz während bestimmter aseptischer Prozeduren den Patienten vor Mikroorganismen aus dem Mund‐Rachen‐Raum der Beschäftigten schützen, die beim Sprechen und Husten abgegeben werden.
  • Ein Mund‐Nasen‐Schutz kann Beschäftigte bei engen Patientenkontakten vor verspritztem Blut oder Spritzern anderer Körpersekrete schützen und ist ein wirksamer Schutz vor Berührung von Mund und Nase mit kontaminierten Händen.
  • Um auch die Augen zu schützen, müssen in den genannten Fällen zusätzlich Schutzbrillen oder ggf. Gesichtsmasken getragen werden
Desinfektion und Reinigung

Sachgerechte Reinigung und Desinfektion von Kontaktflächen

  • Risikoflächen mit häufigem Hand‐ und Hautkontakt mindestens täglich so aufbereiten, dass keine Übertragungsgefahr davon ausgeht.
  • Bei sichtbarer Kontamination muss die Aufbereitung sofort erfolgen.

Sachgerechte Aufbereitung von Ausrüstung und Geräten (Medizinprodukten)
Für die Aufbereitung gelten das Medizinproduktegesetz (MPG) und die Medizinprodukte-Betreiberverordnung (MPBetreibV) in Verbindung mit der Empfehlung der KRINKO am RKI „Anforderungen der Hygiene bei der Aufbereitung von Medizinprodukten”.

Erweiterte Maßnahmen

Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut für den Rettungsdienst und Krankentransport5

Werden MRSA-Patienten im Rettungsdienst und Krankentransport befördert, müssen dort die Basishygienemaßnahmen eingehalten werden, um eine Übertragung auf das Personal respektive den nachfolgenden Patienten und ein damit ggf. verbundenes Kolonisations- und Infektionsrisiko zu vermeiden.

Die Kommission empfiehlt zusätzlich:

  • generell nur hinsichtlich des Umgangs mit MRSA eingewiesenes, geschultes Personal einzusetzen
  • der Zieleinrichtung und dem transportierenden Personal vor Verlegung die Informationen zur Verfügung zu stellen, die nötig sind, um ggf. erforderliche Maßnahmen zu ergreifen
  • dem Patienten vor Transport nach Möglichkeit frische Wäsche anzulegen
  • Wunden/Hautläsionen dicht abzudecken
  • das Anlegen eines Mund-Nasen-Schutzes für den Patienten, sofern dies dem Patienten möglich ist
  • die Durchführung einer hygienischen Händedesinfektion durch den Patienten vor dem Transport
  • dass bei zu erwartenden Direktkontakten mit MRSA-Patienten vom Begleitpersonal Einmalhandschuhe und Schutzkittel getragen werden
  • dass das Begleitpersonal nach dem Transport eine hygienische Händedesinfektion durchführt
  • dass der Fahrer vor dem Einsteigen in das Führerhaus die Schutzausrüstung ablegt und eine hygienische Händedesinfektion durchführt
  • nach Ende des Transportes die Schutzausrüstung abzulegen und eine hygienische Händedesinfektion durchzuführen
  • Kontaktflächen anschließend zu desinfizieren. Schnell wirksame Desinfektionsmittel werden empfohlen. Die Wiederbenutzung ist möglich, wenn die Oberfläche getrocknet ist. Das Fahrzeug ist dann sofort wieder einsetzbar.

Gemäß RKI ist das Tragen von speziellen Schutzanzügen/Overalls beim Transport von MRSA-positiven Personen aus hygienischen Gründen nicht erforderlich und wird in Hinblick auf die von dieser Schutzkleidung ausgehenden unnötigen Verunsicherungen nicht empfohlen6.

1 Kleemann-PP: Infektionskontrollmaßnahmen bei der Notarztversorgung. Hyg. Med. 1989; 14: 361-366
2 Groß-U; Schwarzkopf-A; Sefrin-P; Karch-H: Empfehlungen von Hygienemaßnahmen im Sanitäts- und Rettungsdienst. Hyg. Med.1995, 20: 205-211
3 „Aktion Saubere Hände“ online 7.3.2016: http://www.aktion-sauberehaende.de/ash/module/ambulante-medizin/5-indikationen/
4 Infektionsprävention im Rahmen der Pflege und Behandlung von Patienten mit übertragbaren Krankheiten; Empfehlung der KRINKO vom Oktober 2015; Musterpräsentation des Robert Koch‐Institutes erstellt von Dr. C. Ruscher und Prof. Dr. M. Mielke
5 Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle von Methicillinresistenten Staphylococcus aureus-Stämmen (MRSA) in medizinischen und pflegerischen Einrichtungen;
Bundesgesundheitsbl 2014 · 57:696–732, DOI 10.1007/s00103-014-1980-x, © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2014
6 Online 23.03.2016; https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Staphylokokken_MRSA.html#doc2373986bodyText14