Ableitende Versorgung
Hilfsmittel

Ableitende Versorgung

Bei der ableitenden Versorgung gibt es sowohl invasive wie auch nicht invasive Systeme. Zu den invasiven Systemen gehören der Dauerkatheter, der suprapubische Katheter, der Nierenfistelkatheter und der intermittierende Katheterismus.

Die nicht invasiven Systeme sind das Kondom-Urinal und der Fäkalkollektor. Eine Sonderrolle stellt die Urostomie dar. Hierbei wird ein Urinausgang an die Bauchdecke geführt, welche dann nicht invasiv mittels eines aufklebbaren Beutels versorgt werden kann.

Alle für die ableitende Versorgung benötigten Mittel sind Hilfsmittel gemäß SGB V. Damit sind sie über die Krankenkasse abrechnungsfähig. Eine Anrechnung auf das Budget des verordnenden Arztes findet nicht statt.

Intermittierender Katheterismus

Der Begriff „Intermittierender Katheterismus” steht für das Entleeren der Harnblase mittels eines sterilen Einmalkatheters in regelmäßigen Intervallen (ca. 1- bis 6-mal täglich). Unterschieden wird zwischen:

  • Intermittierender Selbstkatheterismus = ISK
    (Der oder die Betroffene kann sich selbst katheterisieren) oder
  • Intermittierender Fremdkatheterismus = IFK
    (Hierbei wird der Katheterismus von einer anderen Person durchgeführt)
  • Die Durchführung des IK erfolgt unter Wahrung „aseptischer“ Gesichtspunkte, um Infektionen oder Kontaminationen vorzubeugen.

Nach der aktuellen Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut ist zur Prävention von Katheter-assoziierten Infektionen ein intermittierender Katheterismus dem Blasenverweilkatheter vorzuziehen.

Wann und warum ist der intermittierende Katheterismus empfehlenswert?

Der intermittierende Katheterismus gilt als eine effektive und sichere Methode, die Betroffenen ein hohes Maß an Unabhängigkeit und individueller Versorgung bietet. Damit kann die Lebensqualität erheblich gesteigert werden. Insbesondere bei neurogenen Blasenfunktionsstörungen, wie z. B. Querschnittlähmung, Spina bifida oder Multiple Sklerose hat sich der IK in den vergangenen Jahren zur Therapie der ersten Wahl entwickelt.

Wie wird der intermittierende Katheterismus bei Kindern durchgeführt?

Kinder mit neurogenen Blasenfunktionsstörungen können schon im Säuglingsalter katheterisiert werden. Bei Säuglingen und Kleinkindern wird der intermittierende Fremdkatheterismus (IFK) von den Eltern oder einem professionellen Pflegedienst durchgeführt. Bei Säuglingen und Kleinkindern werden extra dünne Katheter (6–8 Charrière) eingesetzt.

Applikation von Medikamenten in die Blase

Bestimmte Erkrankungen machen eine Applikation von Medikamenten in die Blase erforderlich (sogenannte intravesikale Instillation). Über den Zugang eines Luer-Lock-Anschlusses kann eine Applikation sicher vorgenommen werden. Auf diese Art werden entsprechende Medikamente direkt an den Wirkungsort gebracht und somit der Weg über den Magen-Darm-Trakt vermieden.

Welche Katheter und Materialien werden für den ISK benötigt?

Welche Komplikationen können beim intermittierenden Katheterismus auftreten?

Trotz eines gewissenhaften und hygienischen Arbeitens können beim intermittierenden Katheterismus Komplikationen auftreten. Eine der häufigsten Komplikationen aus urologischer Sicht ist der Harnwegsinfekt. Daneben kann es auch zu Blutausscheidungen im Urin, Blutungen aus der Harnröhre und Schwierigkeiten beim Einführen des Katheters kommen.

Kondom-Urinal

Eine Alternative zur Versorgung der Harnkontinenzstörung mit Kathetern stellen bei Männern Kondom-Urinale (z. B. Urimed® Vision) dar. Dieses einem herkömmlichen Kondom nachempfundene Hilfsmittel ermöglicht das Auffangen des Urins außerhalb des Körpers. An ein Kondom-Urinal kann ein entsprechender Beutel (z. B. Urimed® Tribag Plus) angeschlossen werden, der auch als Beinbeutel zur diskreten und unauffälligen Versorgung vorzugsweise von mobilen Patienten genutzt werden kann.

Diese Art der Versorgung bietet folgende Vorteile:

  • Vermeidung von Harnwegsinfektionen
  • Hautfreundliches Material für geringes Allergierisiko
  • Diskrete Art der Versorgung
  • Völlig schmerzlose Versorgung

Suprapubische Ableitung

Unter einer suprapubischen Ableitung versteht man eine dauerhafte Urinableitung mittels eines implantierten Katheters. Dazu wird über die Bauchdecke die Blase punktiert und ein Katheter eingelegt. Dies geschieht in lokaler Anästhesie. Diese Katheter sollten alle 4 bis 6 Wochen gewechselt werden. Die suprapubische Harnableitung hat im Gegensatz zur transurethralen Dauerkatheterableitung den Vorteil des geringeren Infektionsrisikos.

Transurethraler Dauerkatheter

Die Versorgung von Patienten mittels transurethralem Dauerkatheter nimmt neben anderen Formen der Harnableitung (Einmalkatheter, Kondom-Urinalversorgung) auch heute noch einen großen Stellenwert ein.

Die Ableitung des Urins erfolgt hierbei durch einen über die Harnröhre eingelegten Katheter. Je nach Material kann der Katheter zwischen 5 Tagen und 4 bis 6 Wochen liegen. Bei Latex- und silikonisierten Latex-Kathetern ist eine Liegezeit von 5 Tagen nicht zu überschreiten. Nur Silikonkatheter haben eine längere Liegezeit.

Nach der aktuellen Richtlinie der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut gehören die strenge, medizinisch begründete Indikationsstellung und die Beschränkung der Liegedauer eines Katheters auf das medizinisch notwendige Minimum zu den effektivsten und damit wesentlichen Maßnahmen zur Prävention von Katheter-assoziierten Harnwegsinfektionen.

Als Beispiele für medizinisch begründete Anwendungen eines Katheters gelten:

  • Akuter Harnverhalt
  • Notwendigkeit der Bilanzierung bei schwer kranken Patienten
  • Patienten mit urologischen Operationen
  • Forderung der Wundheilung im Bereich der äußeren Genitale bei Harninkontinenz
  • Mehrstündige Operationen mit hohem Flüssigkeitsumsatz
  • Palliative Therapie am Lebensende (auf Wunsch des Patienten)

Die strenge Beachtung der Regeln zur Basishygiene sowie die regelmäßige Schulung des Pflegepersonals sind zur erfolgreichen Prävention von Katheter-assoziierten Infektionen unerlässlich.

Deshalb empfiehlt die Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) folgende Maßnahmen:

  • Regelmäßige Schulungen des Personals zum aseptischen Vorgehen beim Katheterisieren, zum Umgang mit dem liegenden Katheter und in der Erkennung Katheter-assoziierter Komplikationen (Kat. II)
  • Durchführung einer hygienischen Händedesinfektion (z. B. mit Softa-Man® ViscoRub) nach jeder Manipulation am Blasenverweilkatheter oder Drainagesystem
  • Aspetische Katheterisierung (Basishygiene)
  • Der Einsatz geschlossener Ableitungssysteme (z. B. Ureofix® 112 Plus), welche die hygienischen Anforderungen an die Probeentnahmestelle für bakteriologische Untersuchungen, an die Rückflusssperre, das Luftausgleichsventil, den Ablassstutzen sowie an das Ablassventil erfüllen (DIN EN ISO 8669–2: 1997–04) (Kat. II)

Nierenfistelkatheter

Unter Nierenfistelkatheter versteht man die direkte Ableitung des Urins aus dem Nierenbecken. Dazu wird das Nierenbecken durch die Haut punktiert und anschließend ein Katheter eingelegt.

Ein Nierenfistelkatheter (NFK), oder auch Nephrostomie, wird dann angelegt, wenn es eine Abflussbehinderung im Verlauf der Harnleiter gibt. Dies können sowohl Steinleiden wie auch Tumorerkrankungen sein, welche den Harnleiter so weit einengen, dass der Urin nicht mehr über den Harnleiter ablaufen kann. Oftmals wird diese Version der Urinableitung zur palliativen Versorgung genutzt.

Auch hier ist die Versorgung durch ein geschlossenes Urinsystem nötig. Aufgrund des direkten Zugangs zu den Nieren ist hier oberste Sterilität geboten, da eine verschleppte Infektion innerhalb kürzester Zeit zu einer Urosepsis, also ein Überschwemmen des Körpers mit Keimen, kommen kann. Ein NFK besteht je nach geplanter Verweildauer entweder aus PU (Polyurethan) oder aus Silikon. Während ein PU-NFK eine kurze Liegedauer hat, kann ein NFK aus Silikon, wenn er richtig versorgt wird, 4 bis 6 Wochen liegen. Der Wechsel eines NFK ist generell eine ärztliche Tätigkeit und bedingt die Lagekontrolle mittels Ultraschalluntersuchung oder Röntgen.

Fäkalkollektor

Der Fäkalkollektor dient zur Ableitung von dünnflüssigen Stuhlgängen. Hierzu wird ein Beutel über den Anus geklebt. Dieser nimmt den unkontrolliert ablaufenden Stuhlgang auf. Um diesen besser ableiten zu können, kann an den Fäkalkollektor ein Sekretbeutel angeschlossen werden. Dieser leitet dann den Stuhlgang vom Körper weg in ein größeres Sammelbehältnis.

Der Fäkalkollektor kommt vor allem bei bettlägerigen Patienten zum Einsatz. Besonders bei Patienten, die dekubitusgefährdet sind, bringt der Fäkalkollektor einen besseren Schutz gegenüber einer herkömmlichen aufsaugenden Versorgung. Auch wenn ein vorhergehender Dekubitus abheilen soll, kann bei dünnflüssigen Stuhlgängen eine Versorgung mittels Fäkalkollektor nützlich sein. Bei mobilen Patienten besteht jedoch das sehr hohe Risiko, dass der Fäkalkollektor nicht hält und der Stuhl dann ungehinderten Kontakt zur Haut erhält. Wichtig ist, dass der Fäkalkollektor korrekt angelegt wird und die Haut trocken und rasiert ist. Nur dann kann der Fäkalkollektor sicher halten. Zu beachten ist der Wechsel, der, wenn möglich, jeden Tag erfolgen sollte. Auch ist kontinuierlich zu kontrollieren, ob das System noch korrekt sitzt.

Stuhldrainage-Systeme

Stuhldrainage-Systeme dienen ebenfalls zur vorübergehenden Ableitung von flüssigem bis breiigem Stuhl. Sie kommen insbesondere bei immobilen Patienten mit irritierter perianaler Hautsituation oder perianalen Gewebedefekten zur Anwendung, bei denen die Anbringung eines Fäkalkollektors nicht möglich erscheint.

Die Stuhldrainage-Systeme bestehen aus einem Ansatzstück aus weichem Silikon mit einem Ballon, der im Rektum geblockt wird, einem kurzen sehr weichen Verbindungsteil, welches durch den After führt und einem Verbindungsschlauch, an dessen Ende sich ein Beutel befindet. So kann der Stuhlgang direkt aus dem Rektum in das Beutelsystem abgeleitet werden, Hautirritationen werden weitestgehend vermieden.

Hierbei muss auf ein möglichst spannungsfreies Einliegen geachtet werden, um Verletzungen des Rektums zu vermeiden.

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