B. Braun trauert um Michael Ungethüm – ein Mann der Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur

Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Michael Ungethüm ist am 4. August im Alter von 78 Jahren verstorben. Er war 19 Jahre Vorstandsvorsitzender der Aesculap AG und von 2000 bis 2009 Mitglied und stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der heutigen B. Braun SE. Unternehmensleitung und Belegschaft sind tief betroffen und trauern um eine hoch geschätzte Persönlichkeit, die die Chirurgie-Sparte Aesculap sowie den Stammsitz in Tuttlingen über Jahrzehnte erfolgreich geprägt und die Integration in den B. Braun-Konzern maßgeblich vorangetrieben hat.

Aesculap gelang durch ihn der große Sprung nach vorn zu einem weltweit operierenden medizintechnischen Unternehmen, das bei den traditionellen Instrumenten weiterhin führend ist und auch in neue Felder, wie dem der Endoprothesen, vorgestoßen ist. Der Dienstleistungssektor wurde mit ihm ausgebaut und die Zusammenarbeit mit der Wissenschaft intensiviert.

1977 trat Michael Ungethüm der Aesculap AG bei. Unter seiner Ägide stieg der Umsatz um das 20-fache. Mehr als drei Jahrzehnte leitete er die Geschicke des Unternehmens. Stets bekannte er sich zum Standort Tuttlingen. Ebenso engagiert trieb er die Förderung von Kunst, Kultur und Kirche voran sowie den Schutz der Familie. Durch sein breites Engagement zählte er zu den bekanntesten Köpfen der südwestdeutschen Unternehmerelite.

„Prof. Michael Ungethüm war die vorausdenkende Persönlichkeit in unserer Aesculap-Sparte. Sein beispielhafter Einsatz für die Fortentwicklung unserer chirurgischen Produktpalette hat segensreich in das große Feld der medizinischen Chirurgie gewirkt. Ungethüm war Unternehmer mit Herz und Seele, mit großer sozialer Einstellung. Er bleibt vielen Mitarbeiter/innen unvergessen. Wir gedenken seiner mit hohem Respekt. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie“, sagt der frühere Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzende von B. Braun, Prof. Ludwig Georg Braun.

„Professor Ungethüm hat durch seine Schaffenskraft, sein Unternehmertum und seine Weitsicht Aesculap zu einem Medizintechnik-Unternehmen von Weltruf geformt. Die von ihm angestoßenen Innovationen, sei es in der Neurochirurgie, der Orthopädie oder der Wirbelsäulentechnologie, kommen noch heute jeden Tag unzähligen Menschen auf der ganzen Welt zugute. Die Mitarbeitenden bei Aesculap haben nicht zuletzt ihm zu verdanken, dass sie bis heute auch in schwierigen Zeiten einen sicheren Arbeitsplatz haben. Aesculap ist das Lebenswerk von Professor Ungethüm. Wir sind tieftraurig über den Verlust, den sein Tod für B. Braun und die Belegschaft bedeutet“, sagt Dr. Jens von Lackum, Vorstandsvorsitzender von Aesculap und für die Chirurgie-Sparte verantwortliches Mitglied im B. Braun-Vorstand.

Ungethüm, 1943 in München geboren, erwarb nach einer Lehre als Maschinenschlosser die Hochschulreife auf dem zweiten Bildungsweg und studierte in seiner Heimatstadt Betriebswirtschaft und Maschinenbau. 1976 promovierte er zum Dr.-Ing. an der Technischen Hochschule Aachen, 1977 folgte die Habilitation an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Nach mehreren Jahren als Leiter des biomechanischen Labors an der Orthopädischen Klinik und Poliklinik der LMU trat er 1977 als Verantwortlicher für den Bereich Forschung und Entwicklung in die Aesculap AG in Tuttlingen ein und wurde 1979 zum ordentlichen Vorstandsmitglied berufen. 1983 wurde er zum Sprecher des Vorstands, ein Jahr später zum außerplanmäßigen Professor an der LMU ernannt. Im Jahr 1990 schließlich wurde er zum Vorsitzenden des Vorstands der Aesculap AG berufen. Seit 2000 war er stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der B. Braun Melsungen AG. Im Jahr 2009 trat er in den Ruhestand ein.

Er hielt zahlreiche Mandate in Bereichen der Wirtschaft, Forschung, Kunst und Kultur. Er erhielt im Jahr 2000 die Ehrendoktorwürde der Medizinischen Fakultät der Freien Universität Berlin und trug seit 2014 das Große Bundesverdienstkreuz.

Sätze wie „Nur mit Wissen und Forschung gibt es Fortschritt und Weiterentwicklung“ und "Wer nachhaltig in der Medizin erfolgreich sein will, muss aber auch Verantwortung für das Ganze übernehmen bzw. unternehmerisch handeln" stehen charakteristisch für seine Haltung und Leidenschaft. In den 15 Jahren als Vorstandsvorsitzender der B. Braun-Stiftung setzte er sich bis Januar 2020 dafür ein, den Blick von Medizinern und Pflegenden für wirtschaftliches Handeln zu schärfen. Als Wissenschaftler und Medizintechnik-Experte hat Ungethüm besonders die Förderung von Forscherinnen und Forschern auf dem Gebiet der Medizintechnik forciert. Mit der gemeinnützigen Ungethüm-Aesculap Stiftung unterstrich er seit August 2003 diese Förderung.

Ein weiterer Höhepunkt seines Wirkens war darüber hinaus die von Prof. Ungethüm und Prof. Braun initiierte Gründung der Aesculap Akademie mit dem Bau des Aesculapiums in Tuttlingen im Jahr 1995. Die Revitalisierung des Langenbeck-Virchow-Hauses in Berlin im Oktober 2005 als zusätzlichem Standort war ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung der Aesculap Akademie zu einer der weltweit führenden Bildungseinrichtungen für die Fort- und Weiterbildung von Ärzten und medizinischem Personal.

Mit Michael Ungethüm verliert die B. Braun-Gruppe eine große Persönlichkeit. Er hinterlässt neben seiner Frau Monika zwei Kinder und fünf Enkelkinder.