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Wie Dialyse grün wird
Die Dialysebehandlung ist eine lebenserhaltende Therapie. Dafür sind viel Wasser und Energie nötig. Mit dem Konzept der grünen Dialyse zeigt B. Braun in eigenen Zentren an mehreren europäischen Standorten, wie der Einsatz von Ressourcen reduziert und Dialyse nachhaltiger gestaltet werden kann. Ein Besuch im Dialysezentrum in Teplice.
Teplice ist ein behaglicher Kurort im Norden Tschechiens. Prachtvolle Gründerzeithäuser stehen in weitläufigen Parkanlagen. Das Dialysezentrum von B. Braun, das im Jahr 2019 in einer Wohngegend entstand, sticht auf den ersten Blick aus dem Stadtbild heraus: ein ebenerdiger Bau, große Formen, ein Teil der Fassade ist mit Metalllamellen verkleidet. Einige der Menschen in der Stadt waren zunächst skeptisch angesichts der sehr funktionalen Bauweise. Viele dachten, es entstehe das nächste Einkaufszentrum, erzählt Gebäudemanager Miloš Kobza. „Wir haben dann sehr deutlich über Plakate an der Baustelle kommuniziert, dass hier ein Dialysezentrum entsteht. Ab diesem Zeitpunkt stießen wir auf breite Zustimmung. Fast alle kennen einen Menschen, der auf Dialyse angewiesen ist – also wurde es als etwas Gutes betrachtet, dass diese Behandlung hier angeboten wird.“
Dass der Gebäudemanager nicht von einem gewöhnlichen Dialysezentrum spricht, wird beim Blick auf sein Smartphone klar. Sämtliche energetische Betriebsabläufe kann Kobza über verschiedene Apps einsehen und aussteuern. So kann er beispielsweise die Temperaturen der Kühlschränke, in denen Medikamente lagern, anpassen. „Das medizinische Personal hier ist spezialisiert auf den Gesundheitsprozess, da muss es sich nicht auch noch um das technische Setup kümmern“, sagt Kobza.
“Das medizinische Personal hier ist spezialisiert auf den Gesundheitsprozess, da muss es sich nicht auch noch um das technische Setup kümmern.”
Dialyse ist ein Verfahren der Nierenersatztherapie, bei dem Abfallprodukte und überschüssiges Wasser aus dem Blut entfernt werden. In Europa sind schätzungsweise 600.000 Menschen, die gar keine oder nur noch eine eingeschränkte Nierenfunktion haben, auf diese Behandlung angewiesen. Diese benötigt jedoch auch Ressourcen. Mehrere hundert Liter Wasser werden pro Dialyse verbraucht, dazu Energie für die Logistik, die eingesetzten Geräte und für das Gebäude.
B. Braun arbeitet auch in diesem Bereich an mehr Nachhaltigkeit. Tschechien und die Slowakei sind in der Umsetzung besonders weit. Aber grüne Dialyse wird aktuell bereits an den meisten europäischen Standorten in verschiedener Ausprägung praktiziert, beispielsweise in Spanien, Portugal, Irland oder Frankreich. „Das Konzept der grünen Dialyse besteht aus mehreren Bausteinen“, erklärt Martin Meier. Er ist Patient Care und Patient Service Manager bei B. Braun und zuständig für den operativen Betrieb aller Dialysezentren des Unternehmens weltweit. „Es geht um die Überwachung und Reduzierung von Wasser- und Energieverbräuchen, Materialeinsparung und Müllvermeidung, aber auch um Gebäudemanagement und Verhaltensabläufe des Personals. An all diesen Stellschrauben kann man in Richtung mehr Nachhaltigkeit drehen – das Gesamtkonzept nennen wir dann grüne Dialyse.“
Klar ist aber auch, dass dabei immer die Menschen im Mittelpunkt stehen. „In allererster Linie sollen Patienten in den Zentren eine qualitativ hochwertige Behandlung erhalten. Gleichzeitig sollen die negativen Auswirkungen auf die Umwelt minimiert werden. Das ist kein Widerspruch“, erklärt Dr. Petr Macoun, Managing Director von B. Braun in Tschechien und der Slowakei – und damit auch zuständig für die Dialysezentren.
Vom Konzept der grünen Dialyse bekommen die Patient*innen im Normalfall nichts mit. Im grundlegenden Prozess unterscheidet sich diese nicht von der herkömmlichen Dialyse. Es wird Blut über einen Gefäßzugang - meistens im Arm der Patient*innen - entnommen und durch den Dialysator geleitet. Dieses Herzstück der Dialyse besteht aus halbdurchlässigen Membranen und ist von Dialysierflüssigkeit umgeben. „Die Dialysierflüssigkeit fließt im Dialysator in der entgegengesetzten Richtung als das Blut. Mikroskopisch kleine Poren in den Fasern filtern Stoffwechselabfälle und überschüssiges Wasser aus dem Blut heraus“, erklärt Michal Dušek, Pflegedirektor von B. Braun in Tschechien und der Slowakei.
“In allererster Linie sollen Patienten in den Zentren eine qualitativ hochwertige Behandlung erhalten. Gleichzeitig sollen die negativen Auswirkungen auf die Umwelt minimiert werden. Das ist kein Widerspruch.”
Direkte Einsparpotenziale lassen sich zum Beispiel beim Wasserverbrauch realisieren. „Durch den menschlichen Körper fließen etwa fünf bis sechs Liter Blut. Bei jeder Dialysebehandlung wird diese Menge in der Regel mehr als zehnmal gereinigt“, sagt Martin Meier. Für insgesamt 60 Liter Blut pro Dialyse entstehe so ein großer Bedarf an hochreinem Wasser, welches durch eine spezielle Anlage direkt im Zentrum aufbereitet wird.
Ein durchschnittliches Dialysezentrum verbrauche im Jahr mit 2,5 Millionen Liter etwa so viel Wasser wie in ein olympisches Schwimmbecken passe. Jedoch lässt sich mit Hilfe moderner Wasseranlagen viel Wasser einsparen, da diese beim Aufbereitungsprozess sehr viel weniger Wasser verwerfen als ältere Modelle und dementsprechend effizienter sind. „Mit unseren AQUAboss-Anlagen konnten wir auf diese Weise bereits in einigen unserer Zentren bis zu 40 Prozent Wasser einsparen, das entspricht etwa einer Million Liter Wasser pro Jahr“, erklärt Meier. Zusätzlich kann das ungenutzte Wasser der Anlage beispielsweise sinnvoll für Toilettenspülungen oder die Bewässerung der Außenanlagen eingesetzt werden.
Aber das ist nicht alles. „Ein großer Schritt für uns in Tschechien und der Slowakei war die Zertifizierung des Umweltmanagementsystems nach ISO 14001 im Jahr 2012“, sagt Jitka Pancířová, globale Qualitätsmanagerin für Dialyse bei B. Braun. Die internationale Norm wurde ursprünglich für die Industrie entwickelt, um einen Rahmen für ein effizientes Umweltmanagement zu schaffen. „Im Laufe der Zeit hat sich herausgestellt, dass auch Einrichtungen des Gesundheitswesens Verfahren durchführen, die einen hohen Wasser- und Stromverbrauch haben und große Mengen an gefährlichen Abfällen produzieren. Die Dialysezentren in Tschechien und der Slowakei haben das Umweltmanagementsystem und die ISO-Norm vollständig umgesetzt“, sagt Pancířová.
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Liter Wasser werden bei einer herkömmlichen Dialyse verbraucht. Bei einer grünen sind es bestenfalls nur 200 Liter.
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Liter Wasser kann ein grünes Dialysezentrum im Jahr sparen – ein halbes Olympiaschwimmbecken.
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Liter Dialysierflüssigkeit können aus einer Kartusche Trockenpulver gewonnen werden. So spart man den Transport der 10-Liter-Kanister.
Während sie das erzählt, betritt sie im Dialysezentrum einen Lagerraum, in dem voluminöse Tanks stehen. Deren Größe erinnert an Weinfässer, die Flüssigkeit darin ist nüchtern: eine Art Salzwasserkonzentrat. Mithilfe der B. Braun Konzentratmischanlage ECOMix Revolution, einem weiteren Gerät im selben Raum, erfolgt die Aufbereitung des Dialysekonzentrats direkt vor Ort im Zentrum. Pancířová sieht in der ECOMix eine entscheidende Technologie für das Konzept der grünen Dialyse. „Für jede Dialysebehandlung benötigen wir etwa fünf Liter Dialysekonzentrat, das in Einweg-Plastikkanistern geliefert wird.“ Bisher transportierten wir dafür Hektoliter von Konzentrat in Kanistern zu den Standorten. „Für die B. Braun ECOMix liefern wir nur große Kartuschen mit Trockenpulver. Dieses Pulver wird im Gerät mit Wasser vor Ort gemischt und somit das Konzentrat vor Ort aufbereitet“, sagt Pancířová.
Im Vergleich zu einem Plastikkanister mit einem Fassungsvermögen von fünf Litern ist die Kartusche viel größer, wiegt ca. 220 kg und kann mehrfach vom Hersteller befüllt und somit wiederverwendet werden. Bei der Verwendung von B. Braun ECOMix wird demnach bis zu 98 Prozent weniger Kunststoff benötigt und Lieferungen reduziert, wodurch bis zu 75 Prozent an CO2e-Emissionen, auf den Liter Konzentrat gerechnet, eingespart werden können. Denn vom transportierten Trockenpulver lassen sich mehr als dreimal so viel Konzentratmengen aufbereiten als ein vergleichbarer Transport mit Kanistern.
Gebäudemanager Kobza tritt hinzu. Er hält nun anstelle seines Smartphones einen grauen verschweißten Beutel in der Hand. Darin befindet sich spezieller medizinischer Abfall. „Wir trennen sämtlichen Müll in Plastik, Pappe und eben diese speziellen Abfälle.“ Das Müllvolumen will man hier in Teplice weiter reduzieren. Dafür arbeite man eng mit den Lieferanten zusammen, um kleinere Gebindegrößen zu bekommen oder diese zurückgeben zu können. Von 1,8 Kilogramm klinischem Abfall pro Dialysebehandlung im Jahr 2011 sei man in den verschiedenen Zentren aktuell bei einem Wert von 1,0 Kilogramm, erklärt Jitka Pancířová. „Das schont nicht nur die Umwelt, sondern bringt auch Kosteneinsparungen mit sich.“
In Sachen Energieeffizienz sieht Martin Meier in den Dialysezentren von B. Braun kontinuierlichen Optimierungsbedarf. „Ein Dialysegerät verbraucht im Durchschnitt rund vier Kilowattstunden pro Therapie. Wenn etwa 20 Geräte durchgehend gleichzeitig laufen, dann summiert sich das auf den Tag gesehen“, sagt Meier. Er rechnet vor, dass der Stromverbrauch eines mittelgroßen Dialysezentrums zum Beispiel in Spanien pro Jahr etwa dem Verbrauch von 20 bis 30 Einfamilienhäusern entspreche. Aber auch hier lassen sich wichtige Einsparpotenziale realisieren, erklärt Meier. So können mögliche Leerlaufzeiten im Zentrum über eine optimierte Belegung und Schichtplanung reduziert werden. Kommt es doch mal zu Wartezeiten, sparen die Stand-by-Optionen der Dialysegeräte Energie, Wasser und Konzentrat.
Viele Möglichkeiten gibt es auch beim Gebäude selbst. „Die Räume, in denen die Dialyse stattfindet, müssen warm sein. Viele der Patient*innen sind oft alt, auch bewegen sie sich während des Dialysevorgangs natürlich nicht. Da darf es nicht kalt sein“, sagt Gebäudemanager Miloš Kobza. „Aber die Lagerräume müssen nicht warm sein, und auch bei der Beleuchtung kann man beispielsweise über Bewegungsmelder sparen.“ Auch hat Kobza die Raumtemperatur und Raumlage bereits bei der Gebäudeplanung bedacht. „Der Raum, in dem die Dialysepatienten sitzen oder liegen, sollte nördlich orientiert sein. Liegt er südlich, kommt meist die Sonne rein, was weder für die Patienten gut ist noch für das medizinische Personal, das dadurch die Daten auf den Bildschirmen der Geräte schwerer lesen kann. Mit intelligenter Gebäudeplanung und -technologie lässt sich hier eine Menge erreichen.“
Über eine moderne Bauweise und Gebäudetechnologie lassen sich etwa Heizkosten einsparen.
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Die Lieferung der für die Dialyseflüssigkeit nötigen Grundstoffe in trockener Form ist effizienter als in flüssiger. Auch entsteht weniger Müll.
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Eine smarte Verschaltung der Geräte beim Spülen und eine effiziente Belegung verhindert Leerzeiten.
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Mithilfe der B. Braun Konzentratmischanlage ECOMix Revolution erfolgt die Aufbereitung des Dialysekonzentrats direkt vor Ort im Zentrum. ECOMix ist eine wichtige Technologie für das Konzept der grünen Dialyse.
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Umkehrosmoseanlagen der Geräteserie AQUAboss zählen aufgrund innovativer Technologie zu den weltweit führenden Wasseraufbereitungsanlagen in der Dialyse.
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Intelligentes Datenmanagement für die Dialyse und Nephrologie. Nexadia ist unser modernes Patientendaten-Managementsystem
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In einem Neubau lässt sich das Konzept der grünen Dialyse deshalb viel besser umsetzen als in Bestandsgebäuden. Das ist auch der Grund, weshalb der Stand in Sachen grüner Dialyse in unterschiedlichen Ländern noch so verschieden ist. „Viele unserer Zentren weltweit befinden sich in älteren Mietobjekten. In der Regel lassen sich in neuen Gebäuden Energiesparmaßnahmen viel besser realisieren, aber es kommt am Ende immer auf die individuelle Situation und die örtlichen Gegebenheiten an“, erklärt Martin Meier. „Aber natürlich ist das langfristige Ziel von B. Braun, Dialyse überall so grün wie möglich zu machen. Über die notwendigen Konzepte, Technologien und Ideen verfügen wir.“ Und klar ist auch: Grüne Dialyse ist ein Prozess, bei dem es immer weiter geht. Gebäudemanager Miloš Kobza denkt schon über den weiteren Einsatz cleverer grüner Technologien in seinen Zentren nach. Er sagt: „Teplice ist grün, aber der nächste Standort wird noch grüner werden.“
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