Engagiert im Kampf gegen Corona

Europa | Gerechte Verteilung von Infusionspumpen

Nikolina Borovic | 48,
Regional Head Hospital Care Western Europe, Melsungen

Am 13. März 2020 erreichte Nikolina Borovic, die zum damaligen Zeitpunkt Senior Business Development Manager war, ein Anruf aus Irland. Man würde gerne 1.200 Spritzenpumpen bestellen – und zwar sofort. Normalerweise setzt B. Braun dort im ganzen Jahr 400 solcher Pumpen ab. Der Anruf war das erste Anzeichen für eine außergewöhnliche Situation, die sich kurz darauf in einer regelrechten Flut von Anfragen manifestierte. Infusionspumpen werden für die langfristige sowie tropfengenaue Verabreichung von Medikamenten benötigt und spielen in der Intensivmedizin eine wichtige Rolle. Ein Intensivbett ohne Pumpe ist nur eingeschränkt einsatzfähig. Zum Höhepunkt der Pandemie wurden sie zur knappen Ressource – und ihre Verteilung zu einer Aufgabe, von der Menschenleben abhingen. 

Frau Borovic, vor welchen Herausforderungen standen Sie bei der Verteilung der Infusionspumpen?

Als die Infektionen überall auf der Welt in die Höhe schnellten, erreichten uns fast im Stundentakt Anfragen zu exorbitanten Pumpenmengen. Summen, die wir normalerweise über Jahre in die Märkte bringen, wurden von jetzt auf gleich angefragt. Zwar existiert bei B. Braun ein sogenannter Bottleneck-Prozess für Engpässe. Für eine Situation wie eine Pandemie war der allerdings nicht ausgelegt. Es gab insofern keinen Plan, den wir eins zu eins befolgen konnten, weil das wirklich eine Situation war, die wir so noch nie erlebt hatten.  

Wie sind Sie und ihr Team mit dieser Verantwortung umgegangen?

Wir haben innerhalb kürzester Zeit ein Corona-Krisenteam etabliert. Ich war vorher für Zentral- und Westeuropa verantwortlich und jetzt plötzlich Ansprechpartnerin für alle Länder weltweit. Wir haben uns dann überlegt: Wie können wir einen Prozess aufsetzen, der auch nach ethischen Maßstäben Bestand hat? Dabei haben wir die Profitabilität explizit außen vorgelassen. An erster Stelle stand für uns ganz klar der Schweregrad der Pandemie in dem jeweiligen Land. 

Wie haben Sie es geschafft, in der schwierigen Zeit durchzuhalten? 

Es steht und fällt mit einem agilen und diversifizierten Team: Dass sowohl die Ländervertretungen, die Produktmanager und die Supply Chain zusammengearbeitet haben und jeder für jeden eingesprungen ist. Wichtig zu erwähnen ist die Unterstützung durch das lokale Vertriebsteam und Produktmanagement, die mit großer Leidenschaft und Engagement bereit waren, die extra Meile für unsere Kunden zu gehen.  Auch das Vertrauen des Vorstands in das Corona-Krisenteam hat uns sehr unterstützt. Es wurde mit aller Macht versucht, an Pumpen zu kommen und irgendwie eine Präferenz zu erhalten. Trotzdem hat man stets auf uns und den festgelegten Prozess verwiesen. Und schließlich noch die exorbitante Leistung der Produktion – ohne die wäre alles viel schwieriger geworden. 

Was macht Ihnen Hoffnung? 
Durch die tolle Zusammenarbeit konnten wir mehr als 90 Prozent aller Bestellungen tatsächlich bedienen. Wir haben durch die Erfahrung enorm viel darüber gelernt, wie wir auch in Krisenzeiten ein zuverlässiger Partner für unsere Kunden sein können – und diese Erkenntnisse geben wir unternehmensintern weiter. Somit ist B. Braun auch in Zukunft für ähnliche Situationen gerüstet.