Peritonealdialyse

Peritonealdialyse: Bauchfelldialyse zu Hause

Eine Patientin sitzt während der Bauchfelldialyse auf dem Sofa und liest ein Buch.

Bei der Peritonealdialyse (PD), auch Bauchfelldialyse genannt, findet die Entgiftung des Körpers über das körpereigene Bauchfell statt. Das Bauchfell ist eine sehr dünne Gewebeschicht, welche die inneren Organe und auch die Bauchhöhle vollständig überzieht. Wird die Bauchhöhle mit Flüssigkeit gefüllt, dann liegt nur diese sehr dünne Gewebeschicht zwischen den vielen kleinen Blutgefäßen (Kapillaren) des Bauches und der flüssigkeitsgefüllten Bauchhöhle. Diese Kapillaren haben in ihrer Blutgefäßwand kleinste Fenster. Das Bauchfell (Peritoneum) wirkt somit wie eine Filtermembran zwischen dem Blut, der gefensterten Kapillaren und der Bauchhöhle.

Bei der Bauchfelldialyse wird die Bauchhöhle über einen implantierten Schlauch mit einer sterilen wässrigen Lösung, der Dialysierflüssigkeit, gefüllt. Aus den Blutgefäßen treten dann Giftstoffe und Wasser aus, durchwandern das Bauchfell (Peritoneum) und gelangen so in die flüssigkeitsgefüllte Bauchhöhle. Große Blutbestandteile, wie z. B. die Blutzellen, große Eiweißkörper oder die Blutplättchen können die Peritonealmembran nicht durchwandern und bleiben in den Blutgefäßen. Die nun mit Giftstoffen angereicherte Flüssigkeit der Bauchhöhle wird dann wieder über den implantierten Katheter nach Außen geleitet und die Bauchhöhle wird erneut mit frischer Lösung gefüllt.

Patient*innen, die die Bauchfelldialyse nutzen, können sich völlig frei bewegen, weil sie an keiner Maschine angeschlossen sind. Nur während der kurzen Zeit des Flüssigkeitswechsels müssen die Patient*innen sitzen oder liegen, um den Wechsel der Flüssigkeit vorzunehmen. Nephrolog*innen nennen die Bauchfelldialyse auch „kontinuierliche Dialyse“, da das Bauchfell rund um die Uhr, lediglich unterbrochen von den wenigen Minuten der Flüssigkeitswechsel, dialysiert.

Kontinuierliche ambulante Peritonealdialyse (CAPD)

Die CAPD gilt als das klassische Dialyseverfahren der PD. Hier finden viermal täglich sogenannte „Beutelwechsel“ statt. Bei einem Beutelwechsel werden etwa zwei Liter schadstoffangereicherte Flüssigkeit aus der Bauchhöhle entfernt und sie wird mit etwa zwei Litern frischer Dialysierflüssigkeit erneut befüllt. Weil ein solcher Beutelwechsel ungefähr 15 Minuten dauert, dialysieren die Patient*innen bei diesem Verfahren etwa 23 Stunden am Tag. Sie können sich aber frei bewegen und auch die vier Beutelwechsel selbständig zu Hause durchführen, ohne dafür ein Dialysezentrum aufsuchen zu müssen. Die Bauchfelldialyse wird fast ausschließlich im Heimverfahren und von den Betroffenen selbständig durchgeführt. Prinzipiell können aber auch Angehörige die Beutelwechsel durchführen oder dabei helfen. Auch muss der Beutelwechsel nicht zwingend zu Hause stattfinden, sondern kann z. B. auch in einem dafür vorbereiteten Raum am Arbeitsplatz oder bei Verwandten erledigt werden.

Ablauf der CAPD

Grafische Darstellung des Ablaufs einer Peritonealdialyse.

Der Patient bzw. die Patientin öffnet den Verschluss des Bauchfelldialysekatheters und füllt die Bauchhöhle mit zwei Litern steriler Dialyseflüssigkeit. Dann wird der Katheter wieder verschlossen. Nach acht Stunden öffnet der Patient bzw. die Patientin wieder den Verschluss des Katheters und entleert die Flüssigkeit. Diese sieht nun gelb aus, ähnlich wie Urin, denn sie enthält die ganzen Giftstoffe. Am Ende der Dialyse befindet sich mehr Flüssigkeit (ca. 2,5 Liter) im Beutel, da dem Körper bei der Bauchfelldialyse neben Giftstoffen auch Wasser entzogen wird. Ist alle Flüssigkeit ausgelaufen, wird die Bauchhöhle erneut mit zwei Litern frischer Dialysierlösung gefüllt und der Katheter für weitere acht Stunden verschlossen. Der Beutelwechsel beansprucht in der Regel 15 bis 20 Minuten, sodass bei vier Beutelwechseln pro Tag die Verweilzeit dazwischen etwa 7,75 Stunden beträgt. Die Patient*innen dialysieren somit etwa 23 Stunden täglich, können während der Dialyse aber natürlich ihren ganz normalen Tätigkeiten nachgehen.

Automatisierte Peritonealdialyse (APD)

Im Gegensatz zur CAPD wird die APD fast ausschließlich über Nacht durchgeführt. Die Durchführung unterscheidet sich hier im Vergleich zur klassischen Peritonealdialyse und es kommt eine spezielle Maschine, der sogenannte Cycler, zum Einsatz.

Ablauf der APD

Der Cycler befindet sich neben dem Bett der PD-Patient*innen und übernimmt den Flüssigkeitsaustausch für die Betroffenen während des Schlafes. Wenn die Patient*innen zu Bett gehen, schließen sie einen großen Beutel (etwa 20 Liter) mit frischer Dialysierflüssigkeit an ihren Katheter an. Das Gerät pumpt dann einen Liter frische Dialysierflüssigkeit in die Bauchhöhle und verschließt den Katheter für etwa 30 Minuten. Danach pumpt der Cycler die nun schadstoffangereicherte Flüssigkeit aus der Bauchhöhle heraus in einen leeren, zweiten Beutel. Anschließend pumpt das Gerät erneut einen Liter frische Lösung in die Bauchhöhle und verschließt den Katheter für etwa 30 Minuten.

Morgens ist dann der Beutel mit der frischen Dialysierflüssigkeit aufgebraucht. Der zweite Beutel ist mit schadstoffangereicherter Bauchhöhlenflüssigkeit gefüllt. Die Patient*innen können sich nun „diskonnektieren“, d. h. den Katheter verschließen. Das verbrauchte Dialysat wird über den Abfluss entsorgt und die beiden leere Beutel gehören in den Hausmüll. Tagsüber ist keine Bauchfelldialyse erforderlich, sodass die Patient*innen ihrem normalen Alltag nachgehen können. Die Bauchhöhle bleibt aber auch tagsüber mit einem Liter Dialysat gefüllt, so dass das innere Katheterende immer von Flüssigkeit umgeben ist.

Für alle PD-Patient*innen werden die Füllmenge (oft ca. ein Liter), die Füllgeschwindigkeit, die Verweilzeit (oft ca. 30 Minuten) und die Anzahl der Füllungen/Entleerungen pro Nacht (oft ca. 20) individuell festgelegt. Dies geschieht in Absprache mit den Patient*innen. Das Gerät kann dann per Datenfernübertragung entsprechend programmiert werden. Es gibt auch Chipkarten auf denen das Behandlungsregime festgelegt ist und die dann von der Maschine ausgelesen werden. Die Protokolle jeder Behandlung, insbesondere die Dialysezeiten, die Blutdruckwerte, die Menge des Auslaufs und etwaige Besonderheiten während der Dialyse werden von den Patient*innen geführt. Alternativ können die Protokolle auch automatisiert an das Dialysezentrum übermittelt werden.

Vorteile der Bauchfelldialyse

Im Gegensatz zur klassischen Zentrumshämodialyse können Sie mit der Peritonealdialyse von folgenden Vorteilen profitieren:

  • Bei der Peritonealdialyse handelt es sich um ein Heimverfahren: Berufstätigkeit, Vereinstätigkeiten, Hobbys und gesellschaftliche Teilhabe sind meist nur wenig eingeschränkt.
  • Blutwertkontrollen und Kontrollen im Behandlungszentrum sind nur einmal im Monat oder im Quartal nötig. Somit sind viel weniger Kontakte zu Ärzt*innen bzw. Gesundheitseinrichtungen, Beförderungskosten und Zeitaufwendungen im Vergleich zur Zentrumshämodialyse erforderlich.
  • Es gibt wenige Einschränkungen bei der Ernährung und Trinkmenge.
  • Aufgrund der kontinuierlichen Behandlung treten kaum Kreislaufprobleme oder Müdigkeit auf, über die vor allem Zentrumsdialyse-Patient*innen zum Ende einer Therapiesitzung klagen.
  • PD-Patient*innen haben meist weniger Begleiterkrankungen und gelten als „fitter“ als Zentrumsdialysepatient*innen.
  • Patient*innen, die neu an die Dialyse kommen, haben oft noch eine geringe Nierenfunktion (z. B. 1,5 Liter Ausscheidung täglich), die man als Nierenrestfunktion bezeichnet. Diese Restfunktion kann beim Einleiten der Blutwäsche innerhalb weniger Wochen erlischen (z. B. auf Ausscheidung unter 0,5 Liter täglich). Wird die Einleitung der Dialysebehandlung jedoch als Peritonealdialyse durchgeführt, so kann diese Nierenrestfunktion oft über eine gewisse Zeit erhalten werden. Das hat für die Betroffenen oft große Bedeutung.

Risiken der Peritonealdialyse

Dank moderner Bauchfellkatheter, Verschlüsse, Hautpflegeutensilien und Hilfsgeräte für den Beutelwechsel, spielen Risiken wie die Infektion des Bauchfells (Peritonitis) oder Entzündungen der Haut rund um den Katheter heutzutage eine viel geringere Rolle als früher. Auch Patient*innen mit Einschränkungen, wie z. B. Sehschwäche oder motorischen Einschränkungen können den sicheren und hygienischen Beutelwechsel bzw. die Bedienung des Cyclers recht schnell erlernen. Die Verfahrensrisiken gelten unter Nephrolog*innen als eher gering.

Häufig gestellte Fragen zur Bauchfelldialyse

Der Katheter ist zum Einleiten und Ausleiten der Flüssigkeit erforderlich. Er wird fest implantiert und zwischen den Beutelwechseln mit einem Pflasterverband abgedeckt. Nur bei sehr eng anliegender Kleidung kann der Katheter bzw. sein Verband durch die Bekleidung wahrgenommen werden. Zum Duschen, Baden und Schwimmen wird der Katheter wasserdicht verbunden.

Durch die Bauchfelldialyse treten chronische Veränderungen des Bauchfells ein. Diese führen langfristig dazu, dass das Bauchfell nicht mehr als Dialysemembran verwendet werden kann. Glücklicherweise treten diese Veränderungen meist sehr langsam auf: Bei den meisten Betroffenen ist eine Peritonealdialyse über fünf Jahre möglich. Es wird in der Regel davon abgeraten, die Bauchfelldialyse länger durchzuführen, weil nach diesem Zeitraum Bauchfellkomplikationen auftreten können.

Die Bauchfelldialyse wird fast ausnahmslos zu Hause durchgeführt. Bei Berufstätigkeit mit sehr langen Arbeitszeiten können unter bestimmten Voraussetzungen die Beutelwechsel auch am Arbeitsplatz erfolgen. Bei Urlaubsreisen erfolgen die Beutelwechsel in der Ferienwohnung oder im Hotelzimmer. Bei Krankenhausaufenthalten sollte mit Ärzt*innen und Pflegepersonal abgesprochen werden, ob die Wechsel im Krankenzimmer oder in einem gesonderten Raum stattfinden.

Die Bauchfelldialyse kann auch über Nacht stattfinden: Bei der Therapieform der Automatisierten Peritonealdialyse (APD) wird der Flüssigkeitsaustausch mithilfe eines sogenannten Cyclers sogar fast ausschließlich über Nacht durchgeführt. Das Gerät wechselt in dieser Zeit das Dialysat regelmäßig vollautomatisch aus.

Bei der Peritonealdialyse ist die Trinkmenge und die Ernährung im Gegensatz zur Hämodialyse in der Regel kein größeres Problem. Die Patient*innen dialysieren täglich und entfernen so Giftstoffe und Flüssigkeit. Die Urinproduktion bleibt oft lange Zeit erhalten. Patient*innen mit Bauchfelldialyse ernähren sich häufig eiweißreicher als bei der Hämodialyse, da bei der PD oft mehr Eiweiß entfernt wird als bei der HD. Da das Dialysat auch Glucose enthält, ist bei Diabetiker*innen oft eine Anpassung der Insulintherapie erforderlich sobald mit der PD begonnen wird.

Die Peritonealdialyse können Sie auch im Urlaub durchführen. Sprechen Sie rechtzeitig mit Ihren behandelnden Ärzt*innen über Ihre Urlaubspläne. Sie erklären Ihnen, worauf Sie im Urlaub besonders achten müssen und prüfen, ob alle benötigten Dialysematerialen am gewünschten Urlaubsziel für Sie erhältlich sind.

Prinzipiell können PD-Patient*innen weiter schwimmen gehen. Vor dem Besuch des Schwimmbades wird der Katheter mit einem speziellen Pflaster komplett abgedeckt, um keine Infektion zu riskieren. Bevor Sie nach dem Schwimmen das Pflaster wieder entfernen, sollten Sie gründlich duschen.