Künstliches Kniegelenk

Das künstliche Kniegelenk

Keines unserer Gelenke wird in dem Ausmaß belastet wie das Kniegelenk. Der natürliche Aufbau dieses Gelenkes ermöglicht einen umfangreichen Bewegungsablauf. Überlastungen, Krankheiten und Verletzungen können die Funktion des Kniegelenkes jedoch so stark beeinträchtigen, dass erst durch einen operativen Eingriff mit dem Einsetzen eines künstlichen Kniegelenkes die gewünschte Lebensqualität wieder erreicht wird.

Die Implantation einer Knieendoprothese zählt mit rund 180.000 Versorgungen im Jahr in Deutschland zu einem der häufigsten operativen, orthopädischen Eingriffe.

Die folgenden Seiten sollen Ihnen einen Überblick über die Entwicklung und Produktion von Knieendoprothesen, über die verschiedenen Implantatearten, Standzeiten und Komplikationen, unsere Aesculap Premium Knieendoprothesen sowie die Operation und Rehabilitation geben.

Die Informationen sollen die ärztlichen Ratschläge und Gespräche ergänzen und Ihnen helfen, Antworten auf Ihre Fragen zu erhalten.

Entwicklung Knieendoprothetik

Die Anfänge der heute als Standardverfahren etablierten gelenkersetzenden Operationen an der unteren Extremität lassen sich bis in das 19. Jahrhundert zurückverfolgen. Als einer der Pioniere der Gelenkchirurgie gilt heute T. Gluck (1853-1941), welcher Ende des 19. Jahrhunderts mehrere Patienten mit einem Gelenkersatz aus Elfenbein an unterschiedlichen Gelenken versorgte. Die Verankerung jener Elfenbeinimplantate im Knochen erfolgte mit einem Gemisch aus Kolophonium und Gips. Das Versagen dieser ersten Prothesen erfolgte aufgrund nicht beherrschbarer Infektionen und ungeeigneter Materialien.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden Kniegelenkprothesenimplantationen dann mittels körperverträglicher Kobalt-Chrom-Molybdän-Legierungen durchgeführt, wobei die erste erfolgreiche Implantation einer Kniegelenkendoprothese im Jahr 1951 erfolgte.

Die ersten knochensparenden Oberflächenersatzendoprothesen für Kniegelenke wurden in den späten siebziger Jahren von verschiedenen Autoren entwickelt. Innerhalb der letzten 30 Jahre hat sich die Kniegelenkersatzchirurgie bei immer besserem Verständnis der Bewegungsabläufe des Kniegelenks stetig weiter entwickelt.

Heute zählt der Eingriff mit mehr als 180.000 Primäreingriffen zu den in Deutschland am häufigsten durchgeführten Operationen.

Von Anfang an waren Instrumente notwendig um die Implantate mit ihren jeweiligen Formgebungen zu implantieren. Heute können viele Implantate mit einem speziell entwickelten Instrumentarium eingesetzt werden. Die große Prothesenvielfalt gibt dem Operateur die Möglichkeit sich den anatomischen Voraussetzungen adäquat anzupassen.

Plasmapore
Biologisch resorbierbare Beschichtung mit Plasmapore® µ-CaP

Sowohl die Implantatformen wie auch die verwendeten Materialien haben sich stetig weiter entwickelt. Heute sind alle Materialien und Prothesen einer DIN-Norm entsprechend und verfügen über vergleichbare Materialzusammensetzungen.

Meist sind die Implantate aus einer Kobalt-Chrom-Legierung gefertigt, wobei die zementfrei verankernden Implantate noch mit einer speziellen Oberflächenbeschichtung, meist aus Reintitan, versehen sind, die das Einwachsen der Prothese in den Knochen verbessert und beschleunigt.

Standardisierte Abläufe in der Klinik von der Aufnahme bis zur Entlassung in die Rehabilitation fokussieren das Wohlbefinden des Patienten und tragen zur Remobilisierung bei.

Trotz der Entwicklung und der großen Fortschritte bleibt die Tatsache, dass es sich bei der Implantation einer Prothese um ein nicht körpereigenes Material handelt und damit für eine lange Standzeit Nachuntersuchungen und neue Verhaltensweisen notwendig sind.

Standzeiten und mögliche Komplikationen

Röntgenbild
Röntgenbild einer implantierten Knieendoprothese (TEP)

Standzeit einer Prothese

Der langfristige Erfolg des Gelenkersatzes wird neben dem Prothesendesign, der Materialbeschaffenheit sowie der Implantationstechnik auch maßgeblich durch die Nachbehandlung und dem Verhalten nach der Operation beeinflusst.

Die letzten 20 Jahre sind in der Kniegelenkersatzchirurgie von bedeutenden Fortschritten gekennzeichnet. So stehen dem Operateur heute hochentwickelte Implantatsysteme aus hochwertigen Materialien zur Verfügung, welche mittels moderner Operationsverfahren implantiert werden. Die Implantate passen sich immer besser an die Knochensituation und die dort auftretenden Kräfte an und erlauben so die bestmögiche Rekonstruktion des Gelenks.

Eine Endoprothese versucht die ursprüngliche Ausgangssituation bestmöglich zu imitieren, kann aber niemals als 100%ig gleichwertiger Ersatz angesehen werden. Damit ist auch ein Implantat nicht für die Ewigkeit bestimmt.

Eine generelle Aussage über die Standzeiten kann nicht getroffen werden. Die Einflußfaktoren auf die Standzeit einer Gelenkprothese sind vielfältig und die Gründe für einen Prothesenwechsel damit vielschichtig. Für eine eventuelle Wechseloperation stehen dem Operateur vielfältige Implantatkomponenten zur Verfügung, um eine patientenindividuelle Defektüberbrückung zu erzielen.

Mögliche Komplikationen

Wie bei jedem Eingriff gibt es auch bei Gelenkersatz-Operationen gewisse Risiken. Trotz der Erfahrungen und dem hohen Qualitätsstandard der heutigen Prothesen kann es während und nach der Operation zu Komplikationen kommen, wobei diese auf Grund der heutigen Kenntnisse in geringem Umfang auftreten. Dabei sind zum Einen allgemeine Risiken, die bei jeder Operation auftreten können, sowie spezielle Risiken des jeweiligen Eingriffs zu nennen.

Folgend sind einige Beispiele möglicher Komplikationen aufgeführt:

Infektionen

Keime und Bakterien können sowohl Weichteile als auch die Prothese selber infizieren. Durch die Verwendung von Antibiotika können in der Regel die oberflächigen Infekte behandelt und geheilt werden. Im Falle, dass es sich um einen tiefgehenden Infekt handelt und die Prothese befallen ist, bleibt in den meisten Fällen der Ausbau der Prothese unumgänglich, um den Infekt effektiv zu behandeln.

Prothesenlockerung

Die mechanische Lockerung von Implantatkomponenten impliziert in den meisten Fällen einen Prothesenwechsel, was in Folge einen erneuten operativen Eingriff für den Patienten bedeutet.

Luxation

Beschreibt das Verdrehen und/oder Herausspringen der Polyethylen-Gleitfläche zwischen der Femur- und Tibiakomponente. Luxationen treten meistens innerhalb der ersten 12 Monate nach der Operation auf. Begünstigt werden Luxationen vor allem durch eine schwache Weichteilsituation.

Beinlängendifferenzen

Durch das neue Kniegelenk können u.U. Unterschiede der Beinlänge hervorgerufen werden oder sind bereits vor der Operation bei einigen Patienten erkennbar. Durch unterschiedliche Implantatgrößen, bspw. durch die Höhe der PE-Gleitfläche, kann dem Unterschied entgegen gewirkt werden, doch ist oberstes Ziel die Stabilität des Gelenkes, welche über die Weichteilsituation erfolgt. Der Ausgleich der Unterschiede erfolgt über Einlagen oder Schuhabsatzerhöhungen.

Knochenbrüche

Innerhalb der Operationen kann es zu so genannten Fissuren kommen. Sie sind auf den operationsbedingten Einsatz der Knochen-Präparationsinstrumente zurückzuführen. Ein entsprechendes Behandlungskonzept wird bis zur Ausheilung des Knochens durchgeführt.
Aber auch nach der Operation können Knochenbrüche auftreten, infolge von einem Sturz oder einem Unfallereignis. Hier ist ein operativer Eingriff meistens unumgänglich.

Nervenschädigungen

Durch das Weghalten der Weichteile können die Nervenstränge gequetscht oder beeinträchtigt werden. Dies zeigt sich gleich postoperativ in einem eingeschränkten Empfindungsverhalten des Patienten oder im Bewegungsablauf. Die Störung tritt aber in den meisten Fällen temporär auf und legt sich nach einer gewissen Zeit wieder.

Produktion einer Knieendoprothese

Benchmark Factory
Benchmark Factory Aesculap in Tuttlingen

Am Produktionsstandort Tuttlingen befindet sich eine der modernsten Gelenkimplantatefertigungen Europas, in der die Komponenten für den künstlichen Hüft- und Kniegelenksersatz, Wirbelsäulenimplantate und Schrauben, Platten sowie Nägel für Knochenfrakturen gefertigt werden. Die Fertigung am Standort Tuttlingen verfügt über ein eigenes, hochmodernes biomechanisches Labor, in dem die Implantate unterschiedlichsten Belastungstests – weit über den gesetzlichen Standard hinaus – unterzogen werden.

Mit Sharing Expertise gibt B. Braun seinen Partnern ein Versprechen, medizinisches Wissen, Erfahrungen und Kenntnisse für die Gesundheit im Dialog zu teilen, wirksam zu nutzen und konsequent auszubauen.

Aesculap AG
Am Aesculap-Platz
78532 Tuttlingen
Deutschland