Blasenersatz
Neoblase und Pouch

Zystektomie - Leben ohne Blase

Wenn die Harnblase aus medizinischen Gründen wie z. B. bei Blasenkrebs, entfernt werden muss, gibt es verschiedene Möglichkeiten des „Blasenersatz“. Welche Ableitung in Frage kommt, ist sehr individuell und sollte während der präoperativen Vorbereitung mit Arzt, Betroffenem und Stoma-/ Urotherapeuten besprochen werden. Es fallen mehrere Faktoren in die Beurteilung und Entscheidung ein. Beispielsweise die Grunderkrankung, die zur Entfernung der Blase führt. Auch die Fähigkeiten und Lebensumstände des Betroffenen, wie Motorik, kognitive Fähigkeiten, soziales Umfeld (Sport, Beruf, Familie, etc.) spielen eine wichtige Rolle. 

Blasenersatz-Typen

Blasenersatz-Typen

Für den Blasenersatz gibt es verschiedene Möglichkeiten – Neoblase oder Mainz Pouch I sind die gängigsten Typen. Beide werden unter dem Begriff Darmersatzblase zusammengefasst.

Darmersatzblase

Die Neoblase, also „neue Blase“, wird aus einem Stück Dünndarm geformt (Illeum) und sammelt den Urin wie die Harnblase. Die Entleerung folgt dem natürlichen Weg über die Harnröhre. Da die Ersatzblase nicht die Fähigkeit besitzt sich zusammenzuziehen, wird sie mittels Bauchpresse und intermittierenden (Selbst-)Katheterismus durchgeführt.

Der Mainz-Pouch I ( auch Knock-Pouch oder India Pouch genannt) ist eine Ersatzblase, die aus Teilen des Dick- und/oder Dünndarms konstruiert wird.
Der Pouch hat eine Speicherfunktion von 400 - 600 ml Urin. Die Blasenentleerung erfolgt mehrmals täglich mittels intermittierendem (Selbst-)Katheterismus über einen künstlichen Blasenausgang im Nabel.

Bei dieser Operationsmethode werden die beiden Harnleiter durch ein kleines Dünndarmsegment an die Bauchoberfläche gesetzt. Der Urin verlässt unmittelbar über die Harnleiter den Körper und wird über einen Beutel auf der Haut gesammelt. Diese Beutel fassen in der Regel 300ml und müssen mehrmals über der Toilette entleert und regelmäßig gewechselt werden. Zur Nacht kann ein Bettbeutel angeschlossen werden, um die Nachtruhe zu sichern. Weitere Informationen zum Thema Urostomie, Leben mit Stoma finden sie hier 

Egal, für welche Ersatzblase sich bei Ihnen entschieden wurde: Der Blasenersatz gibt Ihnen die Möglichkeit, Urin zu speichern und/oder kontrolliert abzugeben. Das hilft Ihnen, eine hohe Lebensqualität trotz Krankheit zu erhalten.

Postoperative Phase

Nach der Blasenersatz-OP: Zeit zum Erholen

Für Patient*innen mit Ersatzblase ist die Rehabilitation nach der Harnblasenentfernung (Zystektomie) ein essentieller Behandlungsschritt. Unmittelbar nach der Operation müssen Ersatzblase und Nähte verheilen. In dieser Zeit darf kein Urin in der Ersatzblase gesammelt werden. Die Harnableitung erfolgt zunächst über Harnleiterschienen aus der Niere direkt über die Bauchdecke nach außen. Nach dieser Phase werden häufig für kurze Zeit Dauerkatheter in den Pouch / die Neoblase eingesetzt, um Urin abzuleiten und die Ersatzblase zu spülen. Wenn alles verheilt und der Pouch intakt ist, erfolgt die Anleitung und das Training zum Selbstkatheterisieren.

Achten Sie auf Ihre Gesundheit

Besonders in den ersten Wochen nach Ihrer Operation ist die richtige Ernährung ein entscheidender Faktor, um potentielle Beschwerden im Vorfeld zu vermeiden. Verzichten Sie auf blähende, kohlensäurehaltige oder sehr fettige Speisen und Getränke, um Ihren Darm nicht zusätzlich zu belasten. Viele Ballaststoffe, viel Gemüse und wenig Fleisch – so sollten Sie sich ernähren, um gesund zu leben und ihre Verdauung zu schonen.

Ganz wichtig: Trinken Sie viel! Besonders zu Beginn neigt man vielleicht dazu, weniger zu trinken, um sich nicht so häufig selbst katheterisieren zu müssen. Stattdessen sollten Sie mit Pouch eher mehr trinken. Idealerweise sollte Ihre Wasseraufnahme zu 2 bis 3 Liter Urin am Tag führen.

Tipps im Alltag

Mit Blasenersatz zurück zur Normalität

In der Anfangszeit ist ein diszipliniertes Blasen- und Toilettentraining wichtig. Die Neoblase soll gedehnt werden, um eine gute Blasenkapazität von 400-500 ml zu erlangen. Damit erreichen Sie eine gesunde regelmäßige Entleerungsfrequenz etwa alle vier Stunden. Aber Achtung: diese Füllmenge sollte nicht überschritten werden. Eine Überdehnung der Ersatzblase kann zu Komplikationen wie Perforationen oder Rückstau in die Nieren führen.
Deshalb ist es auch notwendig, sich einmal in der Nacht zu katheterisieren.

Nach einiger Zeit ist Ihre Neoblase oder Pouch ein Teil von Ihnen. Das heißt: neue Normalität! Sie können Ihre gewohnten Hobbies und Tätigkeiten wieder aufnehmen und Ihr Leben weiter genießen. Aufpassen müssen Sie lediglich bei extrem anstrengenden Aktivitäten wie schwerem Heben oder Ziehen, Kampfsport oder Rudern – diese sollten Sie möglichst vermeiden, da die Gefahr eines Narbenbruchs besteht. Natürlich sollten Sie dabei Ihre Entleerungsfrequenz (alle 3 - 4 Stunden) nicht aus den Augen verlieren und sich Zeit für das Katheterisieren nehmen.

Herausforderungen mit der Ersatzblase meistern

Eine Darmersatzblase ist meist sehr dicht (kontinent) und kann Ihnen ein Stückchen Lebensqualität und Sicherheit zurückgeben.
Eine Herausforderung für Betroffene und Ihre Angehörigen kann das Erlernen des Selbstkatheterisierens sein. Mit Übung und Hilfe werden Sie diese in aller Regel gut meistern.

Dennoch können mit einem Blasenersatz Komplikationen auftreten, wie:

  • ein Vitaminmangel, besonders der Vitamine B12 und Folsäure,
  • ein erhöhtes Risiko für Harnwegsinfektionen und Steinbildung,
  • eine Verstopfung des Katheters durch Schleimbildung im Pouch,
  • häufiger Stuhlgang oder Durchfall,
  • eine leichte bis starke Blutübersäuerung.

Um dem entgegenzuwirken sollten Sie:

  • Vitamine (ggfs. in Form von Nahrungsergänzungsmitteln) zu sich nehmen,
  • ausreichend trinken und darauf achten, die Blase restharnfrei zu entleeren,
  • bei starker Schleimbildung oder Übersäuerung mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin über eine medikamentöse oder spülende Therapie sprechen,
  • Ihre Ernährung anpassen und stopfende Nahrungsmittel (Bananen, Brot, Kartoffeln) zu sich nehmen,
  • Ihre regelmäßigen Kontrollen wahrnehmen.

Seien Sie wachsam und achten auf Symptome wie Verstopfung, Schmerzen im Bauchraum, Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit, Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Das können Anzeichen für Komplikationen sein, die unbedingt behandlungswürdig sind.

Es ist wichtig, dass Sie diese Probleme nicht ignorieren und ärztliche Hilfe aufsuchen. Komplikationen können vorkommen und ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen, wenn Sie nicht behandelt werden.

Sie haben Fragen zum Blasenersatz?

Ihre Neoblasen-OP steht bevor oder ein Angehöriger von Ihnen hat Fragen zum Pouch? Unser Team um die Pflegeexpertin Andrea Zöbele berät Sie gern zu allem rund um das Thema Blasenersatz-OP, Neoblase, Pouch und Katheterisierung.

Kontakt

Andrea Zöbele
Pflegeexpertin Stoma-Kontinenz-Wunde, Gesundheits- und Krankenpflegerin, Wundberaterin AWM, Medizinprodukteberaterin