Stomaversorgung
Mein Stoma

Mein Stoma-Wissen: Alles, was Sie über Stomata und künstliche Darmausgänge wissen müssen 

Infografik über den Magen- und Darmtrakt. Oben befindet sich der Magen, der in den Dünndarm und abschließend in den Dickdarm führt.

Allein in Deutschland geht man von rund 160.000 Menschen aus, die mit einem künstlichen Darmausgang oder einer künstlichen Harnableitung leben. Allerdings gelten Stomata in der Öffentlichkeit als Tabuthema, weshalb eine große Wissenslücke in diesem Bereich besteht. Wir möchten Sie gemäß unserem Motto „Sharing Expertise“ auf folgender Seite über die Grundlagen eines Stomas informieren.

Was ist ein Stoma?

Das Wort „Stoma“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet in etwa „Mund“ oder „Öffnung“. In der Medizin wird darunter eine operativ geschaffene Öffnung eines Hohlorganes, in den allermeisten Fällen zur Ableitung von Stuhl oder Urin, verstanden. Stomata werden immer nach dem betroffenen Organ benannt:

Schaubild eines Stomas. Der künstliche Darmausgang ist eine künstliche Öffnung des Dickdarms.
  • Der künstliche Darmausgang, auch Enterostoma oder Anus praeter genannt. Es gibt zwei Arten von Enterostomata, nämlich das Kolostoma und das Ileostoma.
  • Die künstliche Harnableitung, auch Urostoma genannt.

An dieser Stelle finden Sie detaillierte Informationen zu den verschiedenen Stoma-Arten und deren Charakterisierung.  

Künstlicher Darmausgang: Wann ist er notwendig?

Für ein Stoma gibt es viele mögliche Gründe. Zu den häufigsten Ursachen zählen Tumore und Darmerkrankungen, aber auch chronische oder akute Krankheiten. 

  • Ein künstlicher Darmausgang ist u.a. notwendig, wenn die Betroffenen nicht mehr selbstständig ihren Darm entleeren können. 
  • Dementsprechend ist eine künstliche Harnableitung u.a. notwendig, wenn Urin nicht auf natürliche Weise ausgeschieden werden kann. 

Folgende zugrundeliegende Ursachen können einen künstlichen Darmausgang oder eine künstlicher Harnableitung notwendig machen:

Krebserkrankungen

In den allermeisten Fällen werden Stomata durch Krebserkrankungen, vor allem Blasen- und Darmkrebs, nötig. In seltenen Fällen kann ein Stoma auch aufgrund einer Krebserkrankung der Nachbarorgane, wie Gebärmutter- oder Nierenkrebs, notwendig werden. Ob Patient*innen ein Stoma benötigen, hängt von der Lage und Größe des Tumors ab.  

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Auch chronisch entzündliche Darmerkrankungen können die Notwendigkeit eines Stomas hervorrufen. Hier sind vor allem Colitis Ulcerosa und Morbus Crohn sowie in seltenen Fällten auch Divertikulitis zu nennen. 

Erblich bedingte Erkrankungen

Eine familiäre Polyposis kann die Anlage eines Stomas ebenfalls erforderlich machen – in vielen dieser Fälle sind allerdings nur temporäre Stomata notwendig.

Weitere Ursachen

Auch andere Erkrankungen und Ursachen haben in seltenen Fällen ein Stoma zur Folge:

  • Stuhl- oder Harninkontinenz
  •  Verletzungen von Darm und/oder After
  •  Angeborene Fehlbildung des Darms, Afters oder Blase 

Wie funktioniert ein künstlicher Darmausgang?

Ein weicher und flexibler Stomabeutel wird in zwei Händen gehalten und inspiziert.

Die Anlage eines Stomas erfolgt immer durch einen operativen Eingriff, bei dem der Darm geöffnet und zum Bauchraum geführt wird. Stuhl oder Urin werden dann nicht mehr auf natürlichem Wege ausgeschieden, sondern über die Öffnung (das Stoma) nach außen abgeleitet. An dieser Öffnung wird eine entsprechende Stomaversorgung befestigt, die die umliegende Haut schützt und Ausscheidungen auffängt. 

Grundsätzlich besteht eine Stomaversorgung immer aus einem Hautschutz und einem Beutel oder einer Stomakappe:

  • Der Hautschutz schützt die Haut am Stoma vor Stuhl oder Urin.
  • In dem Beutel oder der neuen Be 1 Stomakappe werden die Ausscheidungen geruchsdicht aufgefangen. Der Inhalt des Beutels oder der Kappe kann zu einem späteren Zeitpunkt in der Toilette entsorgt werden.
  • Zusätzlich werden unterschiedliche Hilfsmittel zum Wechseln der Anlage benötigt. Dazu zählen beispielweise Kompressen oder Entsorgungstüten. 

Was sind die Vorteile eines Stomas?

Zwei Frauen und ein Kind stehen lachend in der Küche und kochen.

Möglicherweise denken Sie als Patient*in zunächst, dass Sie nicht mit einem Stoma leben können. Die Wahrheit ist allerdings, dass Sie in den meisten Fällen nicht länger ohne ein Stoma leben können. Die gute Nachricht: Das Leben mit Ihrem Retter können Sie lernen – und in vollen Zügen genießen. Schließlich bringen Stomata viele Vorteile mit sich: 

Mehr Lebensqualität 

Weniger leidvolle Erkrankungsphasen, weniger Krankenhaus-Aufenthalte, mehr Normalität im Alltag: Mit einer entzündlichen Darmerkrankung verspüren Sie nach der Operation nicht mehr den anhaltenden Drang, auf Toilette gehen zu müssen – Sie können wieder aktiv am Leben teilnehmen und Ihre neugewonnene Lebensqualität genießen.

Stomata schützen den Darm

Manche Stomata werden gelegt, um einen operierten Teil des Darms vor Darminhalten zu schützen. Wenn Darminhalte vor der betroffenen Stelle über das Stoma ausgeleitet werden, kann der Operationsbereich in Ruhe ausheilen. Diese Art von Stoma wird nach der Heilung des Darms oft wieder zurückverlegt.

Stomata schützen vor Verschluss

Es kann auch vorkommen, dass der Darm an einer Stelle dauerhaft so geschädigt ist, dass der Speisebrei nicht mehr ungehindert hindurchläuft. Dann wird das Stoma so gesetzt, dass der Darminhalt vor der Schädigung abfließt und der geschädigte Bereich geschont wird.

Wie lange muss ich ein Stoma tragen?

Ein Stoma wird dauerhaft oder temporär angelegt. Die Tragedauer des Stomas ist individuell von der Indikation und gegebenenfalls von Ihrem Heilungsprozess abhängig. 

  • Dauerhaftes oder permanentes Stoma: Wenn beispielsweise der letzte Teil des Darmes mitsamt dem Schließmuskel entfernt wird, ist ein dauerhaftes Stoma notwendig.
  • Temporäres oder protektives Stoma: In anderen Fällen wird ein Stoma vorübergehend angebracht, um beispielsweise die Abheilung entzündeter Darmabschnitt zu fördern. Sie werden auch „temporäre“ oder „protektive“ Stomata genannt. „Protektiv“, weil sie den Darm schützen und „temporär“, weil sie dieses auf Zeit tun. 

In diesem Video erklärt Prof. Dr. Marc Martignoni, wann ein dauerhaftes und wann ein temporäres Stoma angelegt wird.

Tipps von der Stomatherapeutin

Je eher, desto besser: Bei Stoma-Komplikationen früh reagieren

„Selbstmedikation ist selten eine gute Idee“, findet Stomatherapeutin Anke Drube. Wenn Sie Auffälligkeiten an Ihrem Stoma bemerken, sollten Sie sich schnell und offen an Ihre Ärzt*innen oder Stomatherapeut*innen wenden. Im Video gibt Ihnen Anke Drube wertvolle Tipps, wie Sie Komplikationen mit Ihrem Stoma vorbeugen können. 

Kontakt

Andrea Zöbele
Pflegeexpertin Stoma-Kontinenz-Wunde, Gesundheits- und Krankenpflegerin, Wundberaterin AWM, Medizinprodukteberaterin