Unterschätzer Risikofaktor Lp(a)
Cholesterin ist kaum wasserlöslich. Daher wird es im Körper mithilfe sogenannter Lipoproteine transportiert. Diese haben unterschiedliche Dichten, die von sehr gering (VLDL, englisch für „very low density lipoproteins") über gering (LDL, für „low density lipoproteins") bis zu hoch (HDL, „high density lipoproteins") reichen. Lipoproteine geringer Dichte werden mit der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht, während Lipoproteine mit hoher Dichte in diesem Zusammenhang offenbar eine schützende Wirkung besitzen.
Lipoprotein(a), abgekürzt Lp(a) , besteht aus Lipoprotein niedriger Dichte (LDL), das mit einem zusätzlichen Protein, dem Apolipoprotein(a), fest verbunden ist.
Während die Untersuchung auf einen zu hohen Cholesterinspiegel inzwischen in weiten Teilen der Welt zur gängigen Praxis gehört, ist Lp(a) in der öffentlichen Wahrnehmung noch kaum bekannt. Dabei spielt Lp(a) bei Störungen im Herz-Kreislauf- System der betroffenen Patienten eine bedeutende Rolle. Die pathophysiologische Rolle von Lp(a) ist hierbei noch nicht vollständig geklärt. Bei Patienten, denen die Fähigkeit zur Bildung von Lp(a) vollständig fehlt, werden Herz-Kreislauf- Erkrankungen allerdings so gut wie nie beobachtet, während sie bei Betroffenen mit sehr hohen Lp(a)- Spiegeln besonders häufig sind.
Der Lp(a) Wert wird derzeit nicht in Routineuntersuchungen wie bspw. dem Check-up 35 erfasst, obwohl Studien zeigen, dass etwa 20% der Gesamtbevölkerung einen erhöhten Lp(a) Wert aufweisen.1 Warum jeder diesen Risikofaktor bestimmen lassen sollte, diskutiert Dr. Sass in einem Experteninterview.
Pharmakologische Substanzen zur Behandlung von Patienten mit erhöhtem Lp(a)-Spiegel existieren derzeit nicht. Betroffenen bietet die Lipoprotein-Apherese jedoch eine wirksame Form der Behandlung.2
Quellen
1 Nordestgaard et al. 2010, Lipoprotein(a) as a cardiovascular risk factor: current status. European Heart Journal 31, 2844–2853
2 G-BA Beschluss vom 19.08.2008