Therapie
Es gibt grundsätzlich die Möglichkeit, Stuhlinkontinenz konservativ oder operativ zu behandeln.
Konservative Behandlungsmöglichkeiten
Eine konservative Therapie ist bei vielen Formen der Stuhlinkontinenz möglich.
Aufgrund der Vielzahl der zu Stuhlinkontinenz führenden Faktoren ist oft die Anwendung verschiedener therapeutischer Methoden unter dem Aspekt „trial and error“ erforderlich. Neben der kausalen Therapie der zugrunde liegenden Ursache sowie diätetischer Maßnahmen ist häufig die Stuhlregulation von zentraler Bedeutung in der Behandlung der Stuhlinkontinenz. Diese beinhaltet die Induktion einer Stuhlentleerung zu festen Zeiten, etwa durch rektale Irrigation, manuelles Ausräumen oder Entleerungstraining.
Das konservative Management beinhaltet zudem die Gabe von Antidiarrhoika, Laxantien, Biofeedbacktraining und Elektrostimulation.
Operative Behandlungsmöglichkeiten
Bei ausgeprägter Stuhlinkontinenz nach frustraner konservativer Behandlung ist eine Indikation zur chirurgischen Intervention gegeben.
Neben der Anlage einer temporären oder permanenten Enterostomie (künstlicher Darmausgang) als ultima ratio ist auch über verschiedene Verfahren eine Verbesserung der Sphinkterfunktion möglich.
Bei Sphinkterverletzungen mit muskulärer Defektbildung kann mitunter eine einfache oder überlappende Nahtrekonstruktion des Sphinkterapparates zur Wiederherstellung der Kontinenz ausreichend sein.
Bei Inkontinenz durch Beckenbodeninsuffizienz bei intaktem Sphinkter kann eine hintere und/oder vordere Sphinkterraffung erwogen werden. Alternativ kommen hier die Sakralnervenstimulation, die Nervus-tibialis-posterior-Stimulation und die Radiofrequenztherapie zur Anwendung.
Bei komplexen morphologischen Defekten oder frustranen lokalen Sphinkter- und Beckenbodenrekonstruktionen können aufwendige myokinetische Sphinkterersatzplastiken wie die dynamische Grazilisplastik oder die Implantation einer künstlichen Sphinkterprothese zu einer Verbesserung der Kontinenz führen.
Noch in der klinischen Erprobung ist das Einspritzen von silikonartigen Substanzen in den Sphinkterkomplex („Bioinjectabiles“) oder das Einsetzen eines magnetischen Ringes als Augmentation um den externen Sphinkter.