Reisen mit Inkontinenz

Sicher unterwegs auch mit Inkontinenz

Ausgehen, Shopping, (Geschäfts-)Reisen und Städtetrips werden zur Mutprobe, wenn man nicht genau weiß, wann man wo eine Toilette findet oder wie die medizinische Versorgung im Reiseland sichergestellt wird. Doch mit der richtigen Vorbereitung und ein paar Tipps können Sie sich auch unterwegs sicher und unabhängig fühlen. 

Vor dem Kinobesuch stundenlang nichts trinken, um ja nicht zu müssen oder vor dem Betreten des Flugzeugs dreimal auf dem Gate gehen, um die zwei Stunden durchzuhalten bis Mallorca.

Man muss keine Blasenschwäche haben, um die Sorge zu kennen, unterwegs keine Toiletten zu finden. Aber wer von Harn- oder Stuhlinkontinenz betroffen ist, steht vor besonderen Herausforderungen. Zumal, wenn behindertengerechte Toiletten benötigt werden.

Aber nichts zu trinken, um nicht auf die Toilette zu müssen, ist keine gute Idee. Da gibt es besser Optionen.

Bei Harninkontinenz: Katheterisieren Sie möglichst kurz bevor Sie das Haus verlassen.

Bei Stuhlinkontinenz: Irrigieren Sie vor einem Reiseantritt, wenn Ihr Arzt eine Irrigation in Ihrem Fall generell befürwortet. 

Digital zur behindertengerechten Toilette

Hier haben wir für Sie ein paar digitale Helferlein aufgelistet, die zu ihrem ganz persönlichen ständigen Reise(beg)leiter werden könnten.

Toiletten- Apps zeigen nicht nur, wo man eine Toilette findet, sondern bieten noch mehr hilfreiche Informationen.

Die Macher dieser smarten App haben es sich zum Ziel gesetzt, das Leben von Menschen mit eingeschränkter Mobilität barrierefreier zu gestalten. Mithilfe der App finden Sie in Sekundenschnelle eine von 15.600 registrierten Toiletten in Ihrer Nähe.

Das bietet die App:

  • 15.600 barrierefreie Toiletten in Deutschland, Österreich, der Schweiz (ein Update mit weiteren Ländern ist geplant)
  • Informationen: Öffnungszeiten, Euroschlüssel, Notruf, automatischen Türen, E-Rolli-Eignung
  • Kommentarfunktion: Sie können Bewertungen anderer Nutzer lesen und selbst schreiben 
  • Meldesystem: Toiletten können gemeldet werden, um das System zu verbessern

Die App ist erhältlich im Google PlayStore und im AppStore.

Dank der riesigen Datenbank finden Sie mit dieser App rasch Toiletten in Ihrer Nähe. Sie wurde allerdings nicht speziell für Menschen mit Handicap entwickelt und legt daher nicht den Fokus auf rollstuhlgerechte stille Örtchen.

  • Informationen: Sauberkeit, Kosten, Öffnungszeiten und Barrierefreiheit
  • 160.000 Toiletten in Deutschland, 600.000 Toiletten weltweit
  • Ein Routenplaner navigiert Sie zu der anvisierten Toilette
  • Meldesystem: Toiletten können gemeldet werden, um das System zu verbessern

Die WC-Finder App kann in den App-Stores kostenfrei heruntergeladen werden.

Wer auf Reisen geht, sollte sich einmal nach den internationalen Toiletten-Finder-Apps umhören, die es durchaus gibt. In Großbritannien zum Beispiel die Radar Key App.

Zauberhafte Idee: Der Euroschlüssel öffnet kostenlos Türen zu sauberen Toiletten. Er wird an Menschen ausgehändigt, die auf behindertengerechte sanitäre Anlagen angewiesen sind, um ihnen jederzeit autark Zugang zu verschaffen. Dazu zählen auch Menschen mit chronischen Blasen und Darmerkrankungen. Denn gerade sie benötigen beim Katheterisieren gute hygienische Verhältnisse.

Das Schließsystem funktioniert an vielen öffentlichen Toiletten an der Autobahn, auf Bahnhöfen, in Fußgängerzonen, Behörden und Museen in ganz Europa.

Eine App, die uns zu den Toiletten navigiert, die sich mit dem Euroschlüssel öffnen lassen, gibt es noch nicht. Dafür aber das Verzeichnis „Der Locus“, in dem 12.000 Toiletten verzeichnet sind.

Den Schlüssel sowie das Verzeichnis können Sie beim CBF anfordern.

Ihre Bezugsberechtigung müssen Sie anhand von Dokumenten belegen. Der deutsche Schwerbehindertenausweis gilt als Berechtigung, wenn er das Merkzeichen aG, B, H, oder BL oder das Merkzeichen G und der GdB ab 70 und aufwärts enthält.

Der ärztliche Nachweis wird immer dann als ausreichend angesehen, wenn eine Behinderung nicht anders nachgewiesen werden kann.

Hilfsmittel und Medikamente für die Reise planen

Wichtig ist: Lassen Sie sich vor Reiseantritt eine ausreichende Menge an den Medikamenten und Hilfsmitteln verschreiben, die Sie für die Versorgung der Inkontinenz benötigen.

Wenn Sie katheterisieren: Kalkulieren Sie auch immer zusätzliche Katheter mit ein, falls sich die Rückreise verzögert oder Sie außerplanmäßigen Bedarf haben und denken Sie an Desinfektionsmittel.

Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin auch über das Reiseziel. Mit medizinischer Expertise gelingt es besser, eine kluge Reiseapotheke zusammenstellen, die auch Blasenentzündung, Durchfall und andere Eventualitäten einkalkuliert.

Bei sehr langen Reisen: Erkundigen Sie sich am besten vor Reiseantritt beim Hersteller Ihrer Hilfsmittel nach deren Vertriebspartnern in Ihrer Urlaubsdestination.

Im Auto verreisen

On the road – im Auto verreisen

Keine Gepäck-Restriktionen. Keine Kontrollen. Keine Mini-Toiletten-Kabinen mit Schaukelmodus. Autoreisen bieten Menschen mit Inkontinenz, verglichen mit Zug und Flugzeug ein Maximum an Freiheit, Komfort und Flexibilität.

Nutzen Sie diese Freiheit und packen Sie Versorgungsmaterial und Medikamente großzügig ein.

Die modernen Navigationssysteme und Toilettenfinder-Apps zeigen Ihnen Rast- und Parkplätze an. Und der Euroschlüssel öffnet Ihnen die Tür zu barrierefreien stillen Örtchen in ganz Europa.

Stillstand im Stau? Okay, davor ist man nicht gefeit. Sehr praktisch sind die Einmalkatheter-Sets mit integriertem Auffangbeutel, wie das Actreen Mini Set für die Damen oder das Actreen Hi-Lite Set für die Herren unter Ihnen.

Flugzeugreise planen

Über den Wolken – Flugreisen planen

Damit auch die Flugreise reibungslos klappt, sind ein paar Dinge zu beachten und Vorbereitungen zu treffen.

1. Patientenpass mitnehmen

Urinbeutel, Katheter und Co. sind für das Flughafenpersonal eventuell keine vertrauten Reise-Accessoires.

Hilfreich für Zoll und Sicherheitspersonal ist ein ISK-Pass / Reisezertifikat, der alle notwendigen Angaben zu Ihren benötigten Hilfsmitteln beinhaltet. Dieser Pass wird von ihrem Arzt unterzeichnet und weist den Betroffenen als ISK-Patient aus. Das erspart Ihnen Diskussionen bei den Kontrollen am Flughafen.

Auch von B. Braun gibt es ein solches Reisedokument, einen ISK-Reisepass für Weltenbummler, die Ihre Inkontinenz-Versorgung immer bei sich haben müssen.

2. Kontinenzversorgung im Handgepäck deponieren

Damit es bei verlorenen Koffern keine harte Landung gibt: Nehmen Sie einen Vorrat an den Hilfsmitteln, die Sie benötigen in Ihrem Handgepäck mit. Sie sollten eine ausreichende Versorgung für mindestens eine Woche in Ihrem Handgepäck verstauen.

3. Kontinenzversorgung ankündigen und vorausschicken

Ob ausgiebige Auszeit oder zeitintensive Geschäftsreise: Wenn Sie eine längere Reise planen, benötigen Sie viel Material. Da kann es sinnvoll sein, die Hilfsmittel vorab per Post in Ihr Hotel zu senden.

Geben Sie Ihre Hilfsmittel eventuell als Sondergepäck auf und melden Sie dies schon bei der Buchung an.

Denken Sie ggf. auch daran, den Reiseveranstalter und die Fluggesellschaft über Ihre Inkontinenz und die notwendige Versorgung zu informieren.

Gute Reise!

Tipps unserer Urotherapeutin

Sie haben Fragen zum Thema Reisen und Inkontinenz?

Wir möchten Sie bestmöglich unterstützen. Das Team unserer Pflegeexpertin Andrea Zöbele berät Sie gern und kompetent. Klicken Sie unten auf das Kontaktformular für nähere Informationen.

Wir sind für Sie da, montags-freitags von 08:00 - 16:00 Uhr.

Kontakt

Andrea Zöbele
Pflegeexpertin Stoma-Kontinenz-Wunde, Gesundheits- und Krankenpflegerin, Wundberaterin AWM, Medizinprodukteberaterin